Als ortsunabhängiger Unternehmer oder digitaler Nomade hat man meist allen staatlichen Systemen den Rücken gekehrt, oder die Interaktion auf das Mindestmaß beschränkt.

Dadurch fällt in der Regel auch die Einzahlung in ein staatliches Umverteilungssystem weg, das im Alter den Lebensunterhalt sichern soll. Also müssen Alternativen her.

Vielleicht hat man vor seiner Abreise aus dem Heimatland ein paar Jahre ins System eingezahlt, doch das hat, gerade wenn man in jungen Jahren das Land verlassen hat, eher kosmetische Relevanz, wenn man nicht gerade von Anfang an schon Höchstbeiträge entrichtet hat.

An die Auszahlung bereits eingezahlter Beiträge wurden recht hohe Hürden gesetzt, auf die wir an dieser Stelle nicht im Detail eingehen wollen. Wir gehen davon aus, dass wir die „Mini-Rente“ die aus der gesetzlichen Rentenversicherung bekommen so mitnehmen.

Gleich geht es ums Geld. Bitte beachte den Hinweis zu Finanzthemen.

Doch welche Optionen bieten sich nun dem Auswanderer für die Vorsorge im Alter:

  • Freiwilliges Einzahlen ins gesetzliche System des Heimatlandes
  • Einzahlen ins System eines anderen Landes
  • Abschließen einer privaten Rentenversicherung
  • Lebensversicherungen und verwandte Versicherungsprodukte
  • Immobilien
  • Aktien
  • Neue Investitionsformen
  • Passives Einkommen aus bestehendem Business
  • Noch vor der Rente reich werden
  • Im Rentenalter zurück in die Heimat und das Sozialsystem ausnutzen

Schauen wir uns diese Varianten im folgenden genauer an.

Freiwilliges Einzahlen ins gesetzliche System des Heimatlandes

Was auf Anhieb etwas ungewöhnlich erscheint, kann sich im Einzelfall rechnen, z.B. wenn man vor der Auswanderung weniger als 5 Beitragsjahre eingezahlt hat, oder wenn plant früher in Rente zu gehen, aber keine Kürzungen der Rente möchte.

Als freiwillig versicherter Auslandsbürger kann man recht flexibel in das System einzahlen und damit auch wieder aufhören.

Einzahlen in das System eines anderen Landes

Hierzu wird zumindest zeitweise ein Wohnsitz oder ein Arbeitsverhältnis im jeweiligen Land benötigt, was sich aber durch die Gründung eines Unternehmens im Land, in dem man sich danach anstellt, relativ leicht erreichen lässt. Interessant sind Länder mit stabilem Haushalt und einer hohen Mindestrente unabhängig vom eingezahlten Betrag. So bietet Luxembourg eine recht üppige Mindestrente, selbst wenn man 15 Jahre nur den Mindestbeitrag einzahlt.

Außerhalb der EU mag es etwas schwieriger sein, ein für das Einzahlen nötige Arbeitsvisum zu bekommen, doch wenn man plant, sich in einem bestimmten Land im Alter niederzulassen, kann es durchaus interessant sein in ein solches Visum zu investieren. So kann man z.B nach einigen Jahren Einzahlung der Sozialversicherungsbeiträge in das US Gesundheitssystem Social Security im Rentenalter die Programme Medicare und Medicaid nutzen, die einem sehr günstigen Zugang zum dortigen System gewähren.

Wichtig ist es mit einer solchen Einzahlung früh genug zu beginnen, da oftmals 10 bis 15 Jahre Mindesteinzahlung voraus gesetzt werden, und diese Jahre müssen vor dem jeweiligen Renteneintrittsalter liegen.

Langfristige Lebensplanung ist hier essentiell.

Vorteile, sowohl das System im Heimatland als auch das eines fremden Landes zu bespielen ist, dass die daraus entstehenden Auszahlungen erst einmal nicht zeitlich befristet sind. Gerade im Hinblick auf stark steigende Lebenserwartung oder gar der Entdeckung der Pille gegen das Altern kann das eine gute Investition in die Zukunft sein, wenn man erwartet sehr alt zu werden.

Pflegt man einen sehr ungesunden Lebensstil oder ist anfällig für Krankheiten (z.b. genetisch bedingt) die ein frühes ableben wahrscheinlich erscheinen lassen, sollte man jedoch genau kalkulieren, ob man die eingezahlten Beträge auch wieder zurück bekommt.

Lebensversicherungen und verwandte Versicherungsprodukte

Eine der verbreitetsten Versicherungsprodukte im deutschsprachigen Raum ist die Lebensversicherung. Hierbei schließt man letztendlich eine Wette darauf ab, ob man selbst ein bestimmtes Datum erlebt. Ist das nicht der Fall erhalten die begünstigten Nachfahren eine fixe Summe, erreicht man das Datum, bekommt man, je nach Vertrag, entweder die Summe oder die gezahlten Beiträge mit einem bestimmten Zinssatz überwiesen.

Manche Lebensversicherungen lassen sich auch im Erlebensfall in eine Rente umschichten, die den Betrag dann nicht auf einmal, sondern in monatlichen Raten auszahlt. Während das steuerlich von Vorteil sein kann, sollte man auch hier durchrechnen, ob man den Gesamtbetrag auch noch zu Lebzeiten zurück erhält.

Immobilien

Immobilien und Landbesitz werden oft als stabile Anlagen beworben, denn schließlich ist die Fläche unseres Planeten begrenzt und wird sich – auf absehbare Zeit – eher nicht erhöhen, so dass Land und Immobilien, im Gegensatz zu beliebig druckbarem Geld, endliche Ressourcen sind.

Während es durchaus nicht uninteressant sein kann, eine einzige Immobilie als Alterswohnsitz vorzuhalten um weniger abhängig von steigenden Mietpreisen zu sein, ist beim anhäufen von Immobilienwerten Vorsicht geboten.

Auf jeden Fall sollte man vermeiden, selbst, als natürliche Person Eigentümer von mehr als einer Immobilie zu werden. Immobilien gehören in Stiftungen, Vereine, Genossenschaften oder Auslandsfirmen, denn hiermit lässt sich oftmals der Erbschaftssteuer ein Schnippchen schlagen, auch wenn man in vielen Fällen die imaginäre Veräußerung nach 30 Jahren nicht aus dem Blick lassen sollte.

Immobilien als Vermietungsgeschäft zu betreiben kann auch im Alter noch leicht machbar sein, selbst wenn man dafür irgendwann einen Verwalter anstellen muss, der entsprechend Kosten erzeugt. Relevant sind hier die Skaleneffekte, also 20 Immobilien verwalten sich günstiger als vier.

Der Nachteil von Immobilien sind ihre schwere Veräußerlichkeit. Man kann bei kurzfristigem Kapitalbedarf eben nicht einmal schnell nur das Wohnzimmer oder das Dach verkaufen, so dass im Verkaufsfall nicht nur Steuern anfallen sondern auch gleich wieder große Beträge an Bargeld anfallen, die der Inflation ausgesetzt sind.

Beim Thema Immobilien sollte man sich daher schon frühzeitig für einen „Alles oder Nichts“ Ansatz entscheiden, also entweder frühzeitig möglichst viel investieren und skalieren, oder gleich komplett auf andere Vorsorgeoptionen ausweichen.

Bei der Lage der Immobilien sollte man ruhig großzügig über den Planeten verteilen, auch wenn das hier und da die Skaleneffekte einschränkt, so beugt man möglichen Enteignungen, Hausbesetzungen, Bränden ganzer Stadtviertel oder Abwertung der Region vor.

Optimalerweise hat man, sofern man das anstrebt, in jedem Land, dass man sich später einmal als Basis oder Alterswohnsitz vorstellen kann, eine kleine Einheit für sich selbst stehen.

Aktien

Aktien haben im Vergleich zu Immobilien den Vorteil, dass sie leichter und in kleineren Einheiten gekauft und verkauft werden können. Investiert werden sollte hier in Unternehmen, von denen man selbst glaubt, dass sie auch in 20, 30 oder 50 Jahren so noch bestehen. Also eher in bodenständige Branchen wie Nahrungsmittel, Transport, Infrastruktur, Medizin,etc. und weniger in das neueste Startup, Technologiefirmen oder unsichere Branchen wie die Automobilindustrie oder fossile Kraftwerke.

Unternehmen die Supermarktketten, Hotels oder Restaurants betreiben, die Züge oder Flugzeuge bauen, oder OP Tische und Prothesen herstellen wird es mit einer viel größeren Wahrscheinlichkeit noch geben als Unternehmen die irgendwelche Dienste im Internet betreiben, Kohle fördern oder Mobiltelefone herstellen, denn wer kann voraussehen, wie ein „Internet“ in 50 Jahren funktioniert (falls es so etwas dann überhaupt noch gibt), oder ob man in 15 Jahren noch Mobiltelefone nutzt oder die Mensch-Maschine-Integration einen Durchbruch erlebt und wir alle „telepathisch“ kommunizieren.

Auch sind Aktienanlagen eher als „fire and forget“ zu betrachten, den Cryptoinvestoren auch als HODLen bekannt. Verkaufen sollte man nicht, um kurze Kursgewinne mitzunehmen, sondern nur, wenn ein Unternehmen wirklich vor der Pleite steht (und man besser große Verluste als einen Totalverlust macht) oder ein Notfall eingetreten ist, der sofortiges Kapital benötigt. Ansonsten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Transaktionsgebühren einen nicht unerheblichen Teil der zukünftigen Altersvorsorge wieder auffressen.

Sowohl bei der Auswahl der Aktien als auch bei der „Lagerung“ sollte man global agieren, nicht nur um Pfändungen, Klagen, Bankpleiten oder vergleichbaren Ereignissen zuvor zu kommen, sondern um zu vermeiden, dass sich wirtschaftliche Krisen in einem einzigen Land oder einer Region zu stark auf die Rendite des Gesamtportfolios auswirken.

Im Alter hat man im besten Fall soweit ausgesorgt, dass man von den Dividenden leben kann ohne etwas vom Portfolio zu verkaufen. Im zweitbesten Fall verkauft man jährlich genau so viel, wie man zum Leben braucht.

Neue Investitionsformen

Dieses recht breite Feld reicht von ETFs, Cryptowährungen und außerbörslichen Beteiligungen bis hin zu Möglichkeiten, die wir jetzt noch nicht vorhersehen können. Diese Absicherung ist vermutlich die riskanteste der hier vorgestellten, lässt aber im Glücksfall auch die höchsten Renditen erwarten, wenn man aufs richtige Pferd setzt.

Je nach persönlichem Risikohorizont kann man hier mehr oder weniger ansetzen, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass im Verlustfall der Lebensstandard im Alter sinken wird.

Passives Einkommen aus bestehendem Business

Hat man sich ein Business aufgebaut, dass nahezu komplett ohne persönliche Interaktion funktioniert, kann man auch die regelmäßigen Einkünfte aus einem solchen in die Kalkulation mit aufnehmen.

Dabei sollte man sich aber vorab genau überlegen, wie stabil ein solches Business sein kann und ob es technische oder gesellschaftliche Veränderungen in der Zukunft gibt, die das Modell gefährden. Verdient man sein Geld zum Beispiel mit Videokursen können das Thema aus der Mode kommen, die Fakten veralten oder gar die Plattformen die man nutzt das Geschäft einstellen. Vielleicht ist auch in 20 Jahren das konsumieren von Videos nicht mehr der primäre Weg um Informationen aufzunehmen.

Verdient man sein Geld z.B. mit Urheberrechten können zukünftige Änderungen von Gesetzen oder gar das in Frage stellen des Modells „Geld für Ideen“ das Aus bedeuten.

Noch vor der Rente reich werden

Dieser Punkt ist etwas allgemein gehalten, geht aber davon aus, dass man noch in den Zeiten, in denen man arbeitet so viel Wohlstand anhäuft, dass es völlig egal ist wo und wie man diesen verteilt, da er zu Lebzeiten sowieso nicht ausgeht.

Wichtig ist dann nur die breite Streuung über Länder, Währungen und Anlageformen um einem großen Crash zu entgehen.

Die einzige Herausforderung, die hierbei noch bleibt ist die bevorstehende Unsterblichkeit der Menschen, die die benötigte Menge an Vermögen stark erhöhen wird.

Im Rentenalter zurück in die Heimat und das Sozialsystem ausnutzen

Hierbei spekuliert man darauf, dass auch beim Erreichen eines Rentenalters noch vergleichbare soziale Systeme im Land der Staatsbürgerschaft gibt, die einen auffangen und einen Mindeststandard sichern, wenn die eigene Rente nicht zum Leben reicht.

Ob und wie sich Staaten mit einem ausladenden Sozialsystem in den nächsten Jahren entwickeln ist schwer vorherzusehen. Ein kompletter Kollaps ist genauso möglich wie die Einführung von Systemen wie einem bedingungslosen Grundeinkommen oder das Ende der Erwerbsarbeit für alle.

Indem man mehrere Staatsbürgerschaftsflaggen setzt erhöht man unter Umständen die Chance, ein Land zu erwischen, dass nicht kollabiert sondern auch in hohem Alter noch ein entsprechendes Sozialsystem bereitstellt.

Hierbei sollte einem aber trotzdem bewusst sein, dass man dann ein (vermutlich sehr langes) Leben am unteren Rand der Gesellschaft führt und sich überlegen, ob das ein erstrebenswertes Ziel ist.

Welche Wege nicht als Altersvorsorge geeignet sind

Zum Abschluss schauen wir uns noch eine Auswahl von Methoden an, die nicht für eine langfristige Altersvorsorge geeignet sind, zusammen mit einer kurzen Begründung.

Edelmetalle

Was heute wertvoll ist, kann in 50 Jahren wertlos sein. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit nicht sehr hoch ist, wenn sich Silber oder Gold aus dem 3D Drucker erzeugen lassen (Veränderung von Atomen oder Molekülen) werden sie über Nacht wertlos. Das klingt noch nach Zukunftsmusik, doch das war ein Fahrzeug, dass schneller fährt als ein Pferd vor 150 Jahren auch.

Private Rentenversicherungen

Diese haben oftmals schlechte Verzinsungen, und den Nachteil gegenüber dem gesetzlichen System, dass diese nicht vom Gesetzgeber so lange angehoben werden, bis das Volk zufrieden ist und keine Revolte ausführt. Bei unvorhersehbarer Inflation sind diese fast so schlecht wie Bargeld, mit dem einzigen Vorteil, dass hohe (oft auch moralische) Hürden bestehen diese zu Pfänden oder zu Enteignen.

Bargeld

Das ist eigentlich der Ratschlag von Captain Obvious. Alle paar Jahrzehnte wird Geld entwertet, zwangsumgetauscht oder enteignet. Auch wenn komplett unwahrscheinlich, kann sich das Gesellschaftsbild auch so wandeln, dass wir früher oder später Weltweit in einer bargeldlosen oder gar geldlosen Gesellschaft leben (und wir z.B. mit unserem „Social Credit“ bezahlen).

Antiquitäten 

Ob Uhren, Kunst, Oldtimer, Wein, etc, es ist schwer abzusehen, ob dies in 30,50 oder 100 Jahren noch einen vergleichbaren Wert hat. Als allgemeines Anlage- oder Spekulationsobjekt nicht uninteressant, ist das Risiko, dass eine zukünftige Gesellschaft so etwas nicht mehr wert schätzt durchaus vorhanden. Allein den Wein könnte man ggf. noch selbst aufbrauchen.

Kinder

Der letzte Punkt dieser Liste ist vermutlich auch der makaberste, sollte aber in der Aufstellung nicht fehlen, da gerade heute noch geringer entwickelte Gesellschaften oftmals auf diesen „sozialen Vertrag“ setzen, dass sich die Kinder um die einmal alten Eltern kümmern. Entwicklungen in weiter entwickelten Ländern zeigen aber, dass ein immer größerer Anteil Alter Menschen in Pflegeeinrichtungen seine letzten Tage verlebt, die dann nicht einmal von den Kindern finanziert werden (da diese lieber ihr Geld in Sicherheit bringen), sondern auf minimalen Standards aus staatlichen Kassen oder Umlagesystemen bedient werden. Rechnet man zu diesem Umstand die mindestens sechstelligen Kosten, die die Aufzucht eines Kindes von der Geburt bis zum 18. Geburtstag kostet, ist dieses Geld besser in andere Alterssicherungsvarianten investiert als in das Prinzip Hoffnung. Das ist kein Plädoyer gegen das Zeugen von Kindern, die schließlich unsere Gesellschaft auch in Zukunft am laufen halten werden, sondern gegen das Aufrechnen der Investition in Kinder zur Alterssicherung.

Fazit

Aus all den verschiedenen Varianten sollte der ortsunabhängige Unternehmer auf mehr als eine Säule setzten um auf möglichst viele zukünftige Ereignisse vorbereitet zu sein.

Wenn du bei der Auswahl deines persönlichen Altersvorsorgemethoden Hilfe benötigst, melde dich zu einer individuellen Beratung an.