Wenn wir an „non-profit“ denken, kommen uns zuerst einmal große Organisationen wie das Rote Kreuz, Greenpeace, kirchliche Hilfsorganisationen, etc in den Sinn.

Doch auch kleinere non-profit Unternehmungen wie die lokale Obdachlosenhilfe, der Sprachkurs für Einwanderer oder der Lohnsteuerhilfeverein nutzen erst einmal die selben Strukturen.

Die große Gemeinsamkeit dieser Non-Profits in den USA ist, dass sie keine Eigentümer haben, also vergleichbar mit Stiftungen oder gemeinnützigen Vereinen sind. Vermögenswerte (z.B. Spenden, Immobilien, etc.) im Non-Profit gehören sich selbst, es gibt nur Organe, die sie verwalten.

Durch den Wildwuchs des Föderalismus in den USA stehen einem diese Vehikel, genaugenommen die Non-Profit Corporations, aber auch offen, wenn man gar nicht gemeinnützig unterwegs sein will (oder es erst einmal vorgibt und sich dann anders überlegt).

Warum das so ist, zeigt der Gründungsprozess:

Zuerst muss eine Non-Profit Corporation (NPC) auf Level des jeweiligen Bundesstaates ins Handelsregister eingetragen werden. Doch der Bundesstaat selbst entscheidet nicht (bis auf Kalifornien, die ihre eigenen zusätzlichen Prozesse haben), ob denn die spätere Tätigkeit auch gemeinnützig, non-profit, oder steuerbefreit ist.

Bei der Gründung werden hier nur die Directors (vergleichbar mit einem Aufsichtsrat) und die Officers (vergleichbar mit der Geschäftsleitung) benannt, aber keine Shareholder (Inhaber) oder Beneficiaries (Begünstigte). Die Satzungen sehen entsprechend vor, dass es keine Shareholder oder Beneficiaries gibt.

Im zweiten Schritt muss sich die neu gegründete NPC dann noch eine Steuernummer (EIN) beim Federal Government, der Bundesregierung der USA, besorgen. Auch hier gibt man an, dass diese Steuernummer auf eine NPC lauten soll. Aber auch dieser Schritt erzeugt noch keine steuerliche Bevorzugung sondern ist ein reiner Verwaltungsakt, der die EIN der Firma zuteilt.

Erst im dritten Schritt würde ein echtes Non-Profit einen Antrag auf Steuerfreiheit stellen (sogenannter 503(c) Status) und damit den strengen Regularien für die Zusammensetzung des Aufsichtsrates, den erlaubten Tätigkeiten und den Geldflüssen unterliegen.

Ein Beispiel eines 503(c) Social Clubs haben wir vor einiger Zeit in diesem Artikel mal beschrieben.

Doch genau diesen Schritt lassen wir in den meisten Fällen aus (in besonderen Situationen wird der Status beantragt und später absichtlich verfallen lassen, dazu später mehr).

Die Folge ist, dass die NPC zwar gesellschaftsrechtlich als Non-Profit Corporation auf Ebene des Bundesstaates registriert ist, aber auf Bundesebene eine ganz normale Kapitalgesellschaft ist, die Unternehmenssteuern auf ihren Gewinn zahlen muss (21% Corporate Tax).

Theoretisch kämen hier dann auch noch Steuern auf Bundesstaatsebene hinzu, die sich aber durch die Auswahl eines Bundesstaates wie South Dakota oder Wyoming (und ab 2030 wohl auch North Carolina) vermeiden lassen, da diese Staaten weder corporate tax (Steuern auf Gewinn) noch gross receipts tax (Steuern auf Einnahmen) von Corporations verlangen.

Während 21% Steuern jetzt nicht das beste Mittel sind um Vermögen schnell zu schützen, ist die NPC ohne echten Status der Steuerfreiheit ein schneller Weg Vermögen „loszuwerden“ wenn es einer akuten Gefahr entgegensieht. Akute Gefahren können z.B. geschäftliche Konkurrenten sein, eine anstehende Scheidung, oder eine ungünstige Erbkonstellation (Pflichtteile, etc).

Viele klassische Mittel, wie z.B. das verschieben in eine Stiftung, LLC oder einen Trust werden teilweise vor Gericht als ungültig erklärt, weil z.B. eine gewisse Anzahl von Sperrjahren nicht abgelaufen sind und deshalb der Transfer als Missbrauch gilt, da man ja doch irgendwie am Ende Begünstigter (Stiftung, Trust) oder Kontrolleur (LLC) ist. Auch wenn LLCs in manchen Staaten mit einer Charging Order Protection einhergehen (eine Regelung, dass Gesellschaftsanteile nicht gepfändet werden dürfen um die Schuld zu bedienen), kann evtl. Druck auf die Person ausgeübt werden.

Übergibt man das Vermögen aber einer non-profit Organisation, an der man  – bestenfalls – für die Dauer der Gefahr keinen Einfluss hat, sind selbst den Gerichten oder wütenden Verwandten in der Regel die Hände gebunden.

Während hierbei die 21% Steuer oft das geringere Übel sind, lassen sich diese mit etwas mehr Zet und Aufwand auch komplett vermeiden, wenn man dann doch den Antrag auf Steuerbefreiung stellt. Wird dieser Antrag nämlich innerhalb der ersten 27 Monate nach Gründung gestellt, gilt der Status als „schwebend vorhanden“, bis das US Finanzamt (IRS) Zeit hatte diesen zu prüfen. Spenden bzw. Vermögensübertragung in diesem Zeitraum sind dann erst einmal steuerfrei, außer der Antrag würde abgelehnt.

Für alle, die also einen einmaligen größeren Vermögenstransfer planen, kann es hier sinnvoll sein, diesen Antrag zu stellen (auch mit Aussicht auf Bewilligung), das Vermögen in die NPC zu übertragen, und dann nach ein paar Jahren den Status nicht zu verlängern, bzw. sich „absichtlich“ nicht an die Regeln zu halten, die zur Beibehaltung des Status notwendig sind.

Was braucht es für eine NPC?

Generell regelt das jeder Bundesstaat für sich und die Regelungen der IRS sind dann noch einmal abweichend. Wir schauen hier auf den gemeinsamen Nenner von South Dakota, Wyoming und der IRS (zur Vermeidung der state tax).

Sowohl für die „echte, steuerfreie“ NPC, als auch die klassisch mit 21% versteuerte Variante braucht es:

  • Mindestens 3 Board Member (Mitglieder des Aufsichtsrats). Dies müssen natürliche Personen sein und in der steuerfreien Variante muss die Mehrheit der Board Member nicht miteinander familiär verwandt oder geschäftlich verbunden sein.
  • Officers: Als natürliche Person: Einen Präsident (+ in South Dakota einen Vizepräsidenten), einen Kassierer (Treasurer) und einen Schriftführer (Secretary). In Wyoming dürfen alle Ämter von ein und der gleichen Person ausgeübt werden, in South Dakota müssen Präsident und Schriftführer unterschiedliche Personen sein. In der steuerfreien Variante sollte auch hier wieder die Mehrheit der Officer nicht miteinander familiär verwandt oder geschäftlich verbunden sein.
  • Articles of Incorporation: Einen Gesellschaftsvertrag der beim Bundesstaat hinterlegt wird und gewissen Formulierungen enthält, die die Corporation zu einer NPC machen.
  • Bylaws: Ein internes Dokument, dass die Abläufe innerhalb der NPC regelt. Für die steuerfreie Variante müssen hier sehr transparente Regeln zum „Machtmissbrauch“ aufgestellt sein.
  • Eine EIN (Steuernummer) als NPC.
  • Ein jährliches Meeting der Board Member. In beiden Staaten dürfen diese Meetings über „Telekommunikationseinrichtungen“ stattfinden. Manch anderer Staat hat noch eine Präsenzpflicht aller Beteiligten auf dem Staatsterritorium. Über das Meeting muss der Secretary ein Protokoll anfertigen, dass alle unterschreiben sollten.

Für die steuerfreie Variante braucht es dann noch:

  • Einen steuerbegünstigten Zweck der NPC. Hierzu kann man sich aus dieser Liste inspirieren lassen. (beginnt ab Seite 8)
  • Einen entsprechenden Antrag auf den gewünschten 503(c) Status.

Wie kommt das Vermögen wieder zu mir zurück?

Generell ist die Verschiebung des Vermögens in die NPC eine „Einbahnstraße“ und endgültig. Insbesondere in der steuerfreien Variante darf kein Vermögen(steil) einer einzelnen Person zu Gute kommen.

Verliert die NPC ihren steuerbevorzugten Status kann natürlich das Vermögen in der NPC nach eigenem Gusto für private Zwecke genutzt werden (ggf. Steuergesetzgebung zum Thema „geldwerter Vorteil“ im Heimatland prüfen) oder aus dem Unternehmen herausgekauft werden.

Wurde als steuerbevorzugter Status der bereits vorhin genannte Social Club gewählt, kann das Vermögen natürlich von allen Clubmitgliedern, zu denen auch der vorherige Besitzer zählen kann, genutzt werden.

Die Alternative zur Rückführung von Vermögen

Da die NPC ja keine Besitzer hat, kann sie auch zur Nachlassverwaltung oder Nachfolgeregelung genutzt werden und Erbschaftssteuern zu vermeiden. Zur gewünschten Zeit wird dann einfach die nächste Generation (oder wer auch immer etwas „erben“ soll) in den Aufsichtsrat und die Geschäftsleitung berufen.

Die Nachteile der steuerfreien NPC

In der steuerfreien 503(c) Variante sind die kompletten Zahlen, Vermögenswerte und beteiligten Personen öffentlich, da die NPC ein sogenanntes Formular 990 einreichen muss. Bisher verborgene Vermögenswerte werden vielleicht so erst gegnerischen Parteien ersichtlich, ebenso die Verstrickung der beteiligten Personen, weshalb es hier sinnvoll sein kann, dass der spendende Vermögensinhaber für die Dauer des Status nicht selbst Board Member oder Officer ist, also hier wirklich seine Vermögenskontrolle (zeitweilig) aufgibt.

Die Nachteile der steuerpflichtigen NPC

Während hier die Privatsphäre über das Vermögen gewahrt wird, fallen 21% Steuern und der damit verbundene Aufwand einer US Steuererklärung an. Die Officer sind aber auch hier im Handelsregister ersichtlich.

Einschränkungen

Nicht alle Vermögenswerte lassen sich (direkt) in eine NPC übertragen, z.B. Finanzprodukte, die US Unternehmen nicht zugänglich sind oder Immobilien in Ländern, in denen US Firmen keine solchen besitzen dürfen (und man ggf. erst eine Tochterfirma im Land gründen müsste).

Was kostet eine NPC?

NPCs werden auf den individuellen Einzelfall gegründet, sind also keine Massenware wie C-Corporations oder LLCs. Als grobe Preisorientierung liegt eine NPC, für die der Kunde alle benötigten Board Member und Officer stellt in der besteuerten Variante bei ca. USD 3.500 einmaligem Aufwand und ca. USD 2.000 + Steuerberatungskosten für die Unternehmenssteuererklärung pro Jahr, während die steuerfreie 503(c) Variante zwischen USD 5.500 und US 12.000 (je nach 503(c) Zweck) im Setup und ca. USD 3.000-4.000 für die jährlichen Transparenzmeldungen (Form 990 etc.) einzuordnen ist. Zusätzlich hierzu erhebt IRS noch eine Antragsgebühr (je nach 503(c) Status) von derzeit ca. USD 300 bis 600.

Sollen Board Member oder Officer gestellt werden, ist natürlich deren Vergütung noch als separater Kostenpunkt zu bedenken.

Wie schnell kann ich eine NPC gründen?

Die reine Eintragungszeit beträgt in South Dakota und Wyoming nur wenige Tage. Für eine ausreichende Vorbereitung aller Unterlagen und Pläne sollte man in der besteuerten Variante ca 1-2 Wochen, in der steuerfreien Variante ca 4-6 Wochen einplanen. Diese Zeitangaben beinhalten die Vorbereitung des Vermögensübertrags. Evtl. kommen hierzu noch weitere Zeitfenster für die Eröffnung von Bankkonten, Einholen von Beglaubigungen, etc.

Für de Bestätigung des 503(c) Status in der steuerfreien Variante benötigt IRS ca. 9-12 Monate, in dieser Zeit ist der Status aber „schwebend wirksam“.

Gerade weil manchmal Gefahren unvorhersehbar sind und schnelles Handeln benötigen, kann es sich für vermögende Menschen in Risikopositionen lohnen, eine inaktive NPC „auf Vorrat“ zu halten, ggf. sogar mit vorab unterschriebenen Verträgen zum Eigentumstransfer, um so noch schneller handeln zu können.

Ob eine NPC das richtige Mittel für deinen Vermögensschutz ist, finden wir in einer persönlichen Beratung heraus.