Das Spiel mit Meilen und Punkten haben wir im ein oder anderen Artikel schon einmal betrachtet. Heute geht es konkret um die Bonus- und Kundenbindungsprogramme von Hotels und wie man mit diesen seine Reisekosten bei konsequenter Nutzung erheblich senken kann oder zumindest den Komfort des Aufenthalts etwas steigert.
Für einen realistischen Start in die Welt der Hotelpunkte solltest du es schaffen mindestens 30 bis 40 Nächte im Jahr im einem Hotel der gleichen Kette zu übernachten, was als Dauerreisender in der Regel nicht schwer fällt.
Auch wenn fast alle Hotelketten ihre eigenen Punkteprogramme haben, beschränken wir uns hier hauptsächlich auf die „big four“ der Branche: Hilton, Marriott, Hyatt und Wyndham, sowie für den Exkurs der kostenlosen Hotelzimmer in Las Vegas auf MGM und Caesars Rewards.
Beim Sammeln der Punkte gilt es zu beachten, dass ein Punkt bei Hilton z.B. weniger Wert hat, als ein Punkt bei Hyatt, also nur weil es so aussieht, dass man bei Hilton mehr Punkte bekommt, müssen dem nicht unbedingt auch höhere Boni entgegenstehen.
Bei unserer Betrachtung orienten wir uns an der Punktebewertung vom „Points Guy“ (Stand April 2022):
Hilton: 0,6 US cents pro Punkt
Hyatt: 1,7 US cents pro Punkt
Marriott: 0,8 US cents pro Punkt
Wyndham: 1,1 US cents pro Punkt
Sammeln von Status und Punkten
Um die Sache einfach zu halten vergleichen wir nur einen Status pro Programm, der einem Aufenthalt von 30 Nächten im Jahr am nächsten kommt. Das sind:
Hilton Gold (28 Nächte), Marriott Gold Elite (25 Nächte), Hyatt Explorist (30 Nächte) und Wyndham Diamond (24 Nächte in 2022, ggf. mehr ab 2023).
Während die individuellen Vorteile bei jeder Hotelkette leicht anders sind, beinhalten sie bei allen vier Programmen Dinge wie Zimmer-Upgrades bei Verfügbarkeit, late checkout oder early check-in, kostenloses Willkommenswasser/Getränk, kostenloses WiFi sowie in manchen Hotels kostenloses oder reduziertes Frühstück und einen Bonus beim Punktesammeln von 20% bis 80% im Vergleich zum Basisstatus.
Wie viele Punkte man genau bekommt ist eine Mathematik für sich, hängt vom jeweiligen Hotel, Status und Tarif ab und sprengt den Rahmen dieser kurzen Übersicht. Wenn es aber erst einmal darum geht die minimum Anzahl notwendiger Nächte „abzuwohnen“ ist das erst einmal nebensächlich.
Einlösen der Punkte
Beim Einlösen der Punkte sollte man darauf achten, mindestens 20% Rabatt im Vergleich zum Barpreis zu bekommen, da man sonst besser mit Bargeld zahlt und weiter Punkte sammelt. Bei Hilton liegt die durchschnittlich mögliche Ersparnis bei leicht über 20% an Nächten unter der Woche, bei Wyndham ist das Feld durchwachsen und liegt manchmal bei unter 10%, manchmal sogar über 30%, so dass ein genauer Vergleich lohnt, bei Hyatt liegt man zwischen 12,5% und 30%, mit ein paar Ausnahmen weit darüber wie z.B. Resorts auf exotischen Inseln oder sehr einfachen Hotel im mittleren Osten, bei Marriott sind meist über 20% unter der Woche außerhalb von Ferienzeiten möglich. Marriott und Hilton haben zudem noch eine „garantierte“ Möglichkeit der Einsparung durch ein Programm, dass die fünfte Nacht einer Buchung die komplett mit Punkten gebucht wurde umsonst ist, man zahlt also Punkte für vier Nächte und hat die fünfte Nacht aufs „Haus“ was die Punkte entsprechend aufwertet, wenn man sich entscheidet länger am Stück im gleichen Hotel zu bleiben.
„Double Dipping“ – einmal zahlen, mehrfach Punkten
Alle Programme ermöglichen nicht nur für Übernachtungen Punkte zu bekommen, sondern auch beim Einkaufen bei Partnern oder geben einem Punkte eines Partners zusätzlich, wenn man bei ihnen übernachtet.
So bekommt man z.B. bei Hyatt zusätzlich noch einen Loyalty Punkt bei American Airlines wenn man sein Meilenkonto verknüpft, bei Hilton bekommt man extra Punkte wenn man mit Lyft in den USA und Kanada fährt oder in bestimmten Restaurants diniert, bei Marriott bekommt man zusätzlich Meilen für viele Airlines, darunter Emirates, Lufthansa und Singapore Airlines, und bei Wyndham gibt es zusätzliche Punkte wenn man mit Budget ein Auto mietet oder auch einfach fürs Ausfüllen von online Umfragen. Letzteres ist zwar kein wirklich lohnender Zeitvertreib, man kommt wenn man eine Stunde kontinuierlich Umfragen ausfüllt auf ca. 1000 Punkte, aber wenn einem knapp ein paar Punkte fehlen um eine Gratisnacht zu buchen, kann dies ein möglicher Weg sein, wenn man sowieso gerade nichts besseres zu tun hat.
„Triple Dipping“ (noch mehr Punkte) bringt dann noch das bezahlen dieser Nächte mit der richtigen Kreditkarte, die z.B. zusätzliche Punkte für das Buchen von Reisen vergibt.
Exkurs: Status Match für kostenlose Hotels in Las Vegas
Vorwissen: Ein Status Match ist ein Angebot von Hotels, dir einen vergleichbaren Status in ihrem Programm einzuräumen, wenn du einen solchen Status in einem Programm der Konkurrenz bereits vorweisen kannst. Die Idee des Hotels dahinter ist, dass du damit vielleicht auf den Geschmack kommst, statt in Hotelkette X ab sofort lieber in der eigenen Hotelkette deine Zimmer zu buchen. Machst du das nicht, hat das Hotel maximal einen Zusatzaufwand dir eine bunte Plastikkarte für deinen Status auszudrucken, die dann bei dir in der Schublade liegt, wechselst du aber zu dieser Kette, ist ihnen ein hoher Umsatz gewiss, denn du bist ja bereits bei der anderen Kette als Vielreisender bekannt.
Manchmal sind solche Status Matches mit einer „Aufgabe“ verbunden, z.B. innerhalb von X Tagen nach dem Match eine gewisse Anzahl an Nächten im Hotel zu verbringen um den Status zu behalten, oder man hat nur einmal („once in a lifetime“) die Gelegenheit eines solchen Matches, so dass man sich genau überlegt, wann man dieses Angebot in Anspruch nimmt um den maximalen Nutzen daraus zu ziehen.
Das Status-Karussell in Las Vegas als Beispiel für Status Matches
In Las Vegas sind MGM und Caesars mit die größten Player was Hotels und Entertainment angeht. Beide Ketten haben je einen Partner, mit dem Kunden des eigenen Kundenbindungsprogramms (MGM Rewards bzw. Caesars Rewards) den Status matchen können. MGM matcht mit Hyatt, Caesars mit Wyndham.
MGM matcht Hyatt Explorist auf MGM Gold
Caesars matcht Wyndham Diamond auf Caesars Diamond.
Warum gerade diese beiden Statuslevel?
Sowohl MGM Gold als auch Caesars Diamond erlassen einem die sogenannten Resort fees, lästige Gebühren, die auf jede Hotelnacht, selbst wenn sie complimentary (gratis oder „comped“) ist, sonst noch aufgeschlagen werden. Hat man also comped nights im Angebot und keine Resort fees, wohnt man kostenfrei in den angesagten Hotels der Stadt, wo auch gerade dieser Artikel ensteht.
Wenn man nicht gerade leidenschaftlicher Spieler ist, ist es relativ unspannend sich einen hohen Status bei MGM oder Caesars zu erspielen, da man für Caesars Diamond oder MGM Gold ca. 75.000 US Dollar im Jahr in einer Slotmachine einsetzen muss. Zwar kann damit Glück haben und mit Gewinn aus der Nummer hervorkommen, doch in Vegas gilt „die Bank gewinnt langfristig immer“ und selbst bei einer hohen Annahme, dass 95% der Einsätze wieder ausgeschüttet werden, kostet der Spaß 3750 US Dollar ohne nennenswerten Gegenwert, die Zeit die man vor der Maschine sitzt mal gar nicht mitgerechnet.
Besser geht man also anders herum vor, und setzt darauf, bei Hyatt oder Wyndham 24 bzw. 30 Nächte abzuwohnen, die man sowieso genutzt hätte.
Hat man sich nun z.B. Wyndham Diamond gesichert, kann man ganz einfach online auf der Webseite von Caesars oder Wyndham seinen Status auf Diamond matchen lassen.
Als harte Konkurrenten matchen Caesars und MGM immer mal wieder auch den Status untereinander, so z.B. aktuell (April 2022) MGM den Caesars Diamond auf MGM Gold. Einziger Haken: Man muss das vor Ort am Schalter eines MGM Casinos machen.
Ist man nicht wirklich oft in Las Vegas lohnt es kaum, extra dafür anzureisen, hat man aber z.B. gerade ein paar comped Nächte bei Caesars und einen günstigen Flug, kann man die Gelegenheit nutzen um den Match vor Ort zu machen.
Jetzt geht es weiter online, denn MGM matcht ja mit Hyatt und so kann man bequem den frisch bekommenen MGM Gold Status zu Hyatt Explorist matchen und hat mit einem Status den man sich erwohnt hat nicht nur 4 Premium Statuslevel bei unterschiedlichen Ketten sondern auch als wertgeschätzter Gold/Diamond Kunde bei MGM/Caesars meist kostenlose Unterkunft in deren Hotels wenn man in der Stadt ist.
Das Karussell, dass sich ewig weiter dreht
Ein zusätzlicher Hack dieses Models ist, dass die verschiedenen Statuslevel zu unterschiedlichen Zeiten ablaufen. Während Wyndham Status zum 31.12. eines Jahres ausläuft, läuft Caesars zum 31.01 des Folgejahres aus. MGM läuft ebenfalls zum Ende Januar aus, Hyatt aber zu Ende Februar.
der aufmerksame Statusmatcher merkt jetzt, dass er z.B. nach dem Ablauf von MGM im Januar ja noch den ganzen Februar Hyatt Explorist ist, und damit bevor dieser Status Ende Februar abläuft noch einmal schnell MGM Gold zu Hyatt Explorist zurück matchen kann. Dann läuft Hyatt Ende Februar ab, aber MGM Gold gilt ja wieder ein weiteres Jahr, also kann man bequem Gold wieder zu Explorist zurück matchen und hat beide Statuslevel wieder für ein weiteres Jahr.
Das gleiche Modell ging bis letztes Jahr auch noch bei Caesars und Wyndham, jedoch hat Caesars inzwischen seine Regeln angepasst und man muss sich seinen Wyndham Status erarbeitet haben, also nicht ermatcht. Wenn man die 24 Nächte in Wyndham Hotels sowieso schafft, ist das kein Problem, ansonsten kann es einfacher sein, einen Statusmatch vor Ort im Hotel (MGM-Caesars) zu machen, wenn der wieder angeboten wird.
Ein abschließender Trick hierzu ist noch die Wyndham Earner Business Kreditkarte aus den USA, die einem automatisch Wyndham Diamond Status für eine Jahresgebühr von 95 US Dollar gibt, man sich dadurch die 24 Nächte auch sparen könnte. Leider ist Barclays als ausgebende Bank dieser Karte sehr strikt und erwartet eine sehr hohe US Creditscore, so dass sich der Aufwand hierfür für viele nicht lohnen dürfte.
Andere Status Matches
Status match Angebote kommen und gehen, deshalb kann es immer mal wieder hilfreich sein, die Webseiten der Hotels nach solchen Angeboten zu durchforsten, und zusätzliche Punkte oder Statuslevel mitzunehmen. Auch wenn sich kein Angebot auf der Webseite findet, schadet es nicht, die Hotline des jeweiligen Programs anzurufen und mal unverbindlich nachzufragen. Die Kundenservicemitarbeiter haben oft einen gewissen Ermessensspielraum. Anfragen an der Rezeption führen hingegen meist zu nichts.
Wann lohnt sich das ganze Spiel mit den Punkten?
Wenn du weniger als die anfangs angesprochen 30 Nächte im Jahr in Hotels verbringst hast du wahrscheinlich schon gar nicht mehr bis hier hin weiter gelesen. Das ist auch das Minimum, um sich überhaupt hiermit zu beschäftigen.
Nehmen wir mal an, du verbringst hingegen 330 Nächte im Jahr in Hotels (den Rest besuchst du Familie, Freunde, wohnst im AirBnB oder fliegst über Nacht), bei einem durchschnittlichen Preis von 100 Euro pro Nacht. Dann hast du 33.000 Euro Hotelkosten. Rechnest du hierbei mal nur mit einer Ersparnis von 15%, sind das 4.950 Euro Ersparnis im Jahr nur dafür, dass du deine Mitgliedsnummer bei der Buchung angibst. Addieren wir mal für die Hälfte der Nächte noch ein kostenloses Frühstück (geschätzter Wert 15€) dazu, sind das noch knapp 2.500€ zusätzlicher Wert also ca 7.500€ pro Jahr gesamt, nicht mitgezählt der Wert der Bonuspunkte bei Partnern, die „fünfte Nacht gratis“ Funktion oder die kostenlosen Nächte in Vegas. Selbst bei nur 100 Nächten im Jahr sind es immerhin knapp 2.300€ Ersparnis, für die sich das Nachdenken über Punkte und co. noch lohnt.
Wann sich das Spiel nicht lohnt?
Auch wenn die hier genannten Ersparnisse erst einmal ganz toll klingen, gilt es darauf zu achten, ob man wirklich den besten Preis bekommt. Nicht immer ist der Preis auf der Webseite der Hotelkette – über die man meist buchen muss um Punkte zu bekommen – auch der beste. Manchmal hat man z.B. auf booking.com über den Genius Tarif oder Portale der Kreditkarte wie amextravel einen Preis der weit unterhalb des Preises der Kette ist. Dann lohnt es sich natürlich nicht, Punkte zu sammeln bei denen man am Ende mehr an Preisdifferenz bezahlt, als die Punkte wert sind.
Auch lohnt sich das Spiel nicht, wenn du Hotels wählen musst, die ungünstig gelegen sind, denn dann zahlst du zusätzliche Transportkosten (Taxi, Uber,…) nur um an einen Ort zu bekommen der Punkte gibt, während ein Hotel ohne Punkte viel günstiger gelegen ist.
Und schließlich lohnt sich das Spiel nicht, wenn du nicht gerne in Hotels großer Ketten sondern lieber in familiär geführten Boutique Hotels oder privaten Apartments wohnst. Den privaten Lebensstil nur für ein paar Punkte und glitzernde Bonuskarten zu wechseln ist keine gute Idee.
Ich mache lieber AirBnB, gibt es da was vergleichbares?
Nicht im großen Stil, allerdings kannst du – neben dem Bezahlen mit der richtigen Kreditkarte – zumindest noch Delta Skymiles für jeden AirBnB Aufenthalt bekommen, wenn du deine Skymiles Nummer mit AirBnB verknüpfst und damit nach genug Aufenthalten und Meilen Freiflüge in der Skyteam Allianz buchen.