Zeiten wirtschaftlicher, gesundheitlicher oder anderer Krisen bringen oftmals Effekte zum Vorschein, mit denen wir im gewöhnlichen Tagesablauf nicht rechnen.
Im Artikel zu COVID19 haben wir schon einmal allgemein, die Risiken und Lehren für einen ortsunabhängigen Unternehmer gesammelt.
Doch während man in Krisenzeiten selbstverständlich anders handelt als im Normalbetrieb des Lebens, offenbaren sich hier einige Optimierungspunkte, die man unbedingt vor der nächsten Krise, egal welcher Art diese sein wird, für sich durchgehen sollte.
Der größte Punkt, ist der, seinen Just in Time Lifestyle kritisch zu hinterfragen.
Just in Time Lifestyle soll hier die Art und Weise des Lebens beschreiben, dass immer genau alles in letzter Minute dann doch noch klappt.
So bezahlt z.B. ein Kunde doch noch genau einen Tag bevor man das Hotel bezahlen muss seine Rechnung, auf der Kreditkarte ist gerade noch so viel Limit übrig, dass man den Mietwagen vollgetankt zurückgeben kann und der Reisepass ist gerade noch so lange gültig und hat noch genau eine Seite frei, mit der man es zum nächsten Konsulat oder zum Bürgerbüro zuhause schafft, und natürlich steigt man eine Minute bevor das Boarding endet ins Flugzeug, und beendet den Konferenzanruf gerade wenn das Flugzeug auf die Startbahn rollt.
In unserer super optimierten und auf Effizienz getrimmten (wirtschaftlichen) Lebensstil, sind wir meist gewohnt, dass es schon irgendwie gut gehen wird und für die Fälle, in denen das auf einmal nicht klappt besonders schlecht oder gar nicht vorbereitet („wer hätte das gedacht?“, „damit konnte doch keiner rechnen“…)
Das zeigt sich im ganz Kleinen, dass Angestellte von Monatsgehalt zu Monatsgehalt leben oder Selbständige gerade so viel Aufträge haben, dass es zum Leben reicht, über mittelständische Unternehmen, die gerade so viele Materialien im Lager halten, dass die Fließbänder nicht stillstehen, oder auch im Großen, dass Wirtschaftssysteme von Staaten bis an die Grenze des Möglichen verschuldet sind.
All dies ist auch in Ordnung, solange die Welt rund läuft, Arbeits-, Logistik- und Wirtschaftskreisläufe ununterbrochen aktiv sind und Geld, Menschen und Ressourcen immer just in time am richtigen Ort zur richtigen Zeit sind.
Doch wenn auf einmal dieser gut geölte Motor aus dem Schritt kommt, kann schon eine kleine Unregelmäßigkeit das große Ganze ins Wanken bringen.
Verliert der Angestellte seinen Job oder gibt es Kurzarbeit, reicht das Geld nicht mehr um die Miete oder Hypothek zu bedienen, verliert der Selbständige einen Kunden, kann die Rate für den Firmenwagen nicht mehr gezahlt werden, streiken in einem anderen Land die Fabrikarbeiter oder LKW-Fahrer, läuft das Lager des Mittelständlers leer und er kann nicht mehr ausreichend Produkte fertigen und im großen Stil gehen Staaten bankrott, weil sie durch die vorhergehenden Ereignisse weniger Steuern einnehmen und auf einmal ihre Anleihen nicht mehr zurückzahlen können.
Auch den ortsunabhängigen Unternehmer, können solche – oft auch unverschuldet passierenden – Ereignisse aus der Bahn werfen, sei es spät oder nicht zahlende Kunden, Banken die die Kreditlinien senken oder gar Karten sperren, Fluggesellschaften, die einem das Einsteigen verweigern oder Staaten, die Reisesperren einführen, so dass man vielleicht Events absagen muss.
Weil bisher ja alles gut lief, hat man für solche Schwierigkeiten dann keinen Plan B oder C, keine Notfallkasse, keinen Zweitpass, keine zweite Kreditkarte usw.
Aus meinem persönlichen Umfeld, insbesondere Kunden- und Bekanntenkreis, mehren sich im Moment die Berichte, dass man mit „sowas“ ja nie gerechnet hätte, jetzt das Konto leer, der Pass voll, das Apartment gekündigt und das Auto leer gefahren ist.
Während sich ein kleiner (und großer) Angestellter durchaus darauf verlassen kann, dass ihn die Sozialprogramme seines Heimatlandes schon irgendwo auffangen werden, ist es für Selbständige und Unternehmer besonders wichtig, nicht nur auf „just in time“ oder auch „wird schon gut gehen“ zu bauen, sondern für „was wäre wenn…“ vorzusorgen, sei es mit einer möglichst breiten Kundenbasis (statt alles auf einen Großkunden zu setzen), für eine Zeit unter seinen Verhältnissen zu leben (statt dann, wenn sich das Einkommen verdoppelt auch die Ausgaben zu verdoppeln), mehr als einen Einkommenszweig zu haben und so flexibel zu sein, dass man möglichst zeitnah Lebensort, Komfortlevel, Einkommensströme und soziales Umfeld an die neuen Gegebenheiten anpassen kann.
In den letzten Tagen vor diesem Artikel habe ich mit vielen Kunden Risikoanlaysen ihres aktuellen Lebens- und Geschäfsmodells erstellt und geholfen, ihr Leben und Business von „just in time“ zu „ich kann das aussitzen“ umzustellen.
Wenn du bei der Betrachtung deiner eigenen Lebenssituation einen kritischen Blick von außen und Konzepte zur Optimierung brauchst, melde dich gerne zu einer individuellen Beratung.