Ganz am Anfang der internationalen Lebensgestaltung steht oft die Frage, ob man sich aus Deutschland abmelden sollte, oder ob es Vorteile haben kann, trotz dauerhaftem Auslandsaufenthalt in Deutschland gemeldet zu bleiben.
In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Vor- und Nachteile beider Optionen.
In Deutschland gemeldet bleiben
Vorteile
Die Beibehaltung eines deutschen Wohnsitzes, sei es bei Freunden oder Familie, an einer gemieteten Adresse oder gar das dauerhafte Vorhalten einer Wohnung in Deutschland, bietet die einfache Möglichkeit, das dauerhafte Reisen oder Auswandern erst einmal auszuprobieren, ohne gleich alle vorhandenen Strukturen abzubrechen.
So kann man bequem ein deutsches Gewerbe weiterführen (geht zwar auch wenn man abgemeldet ist, ist aber komplizierter), das deutsche Kranken- und Sozialversicherungssystem in Anspruch nehmen, die Steuererklärung auf deutsch ausfüllen, seine Bankkonten und Versicherungen im Land behalten, ein Auto in Deutschland zulassen und sein Wahlrecht ausüben.
Nachteile
Bleibt man in Deutschland gemeldet, wird man erst einmal als in Deutschland unbeschränkt steuerpflichtig behandelt, bis man es schafft, das Gegenteil nachzuweisen. Einfach zu sagen, dass man um die Welt reist, reicht hier dann nicht aus, sondern es wird in der Regel der Nachweis eines Steuerwohnsitzes in einem anderen Land erwartet. Zudem zahlt man in ein Steuer- und Sozialsystem ein, dass man vielleicht gar nicht mehr (oder nur verhältnismäßig wenig) nutzt. Das führen von Firmen im Ausland wird erschwert, da man dem deutschen Außensteuergesetz unterliegt, sowie behördliche Post kann einem an die Meldeadresse wirksam zugestellt werden, obwohl man dort gar nicht anwesend ist und vielleicht gar nicht mitbekommt, dass Fristen beginnen zu laufen. Das Beantragen des Reisepasses muss zudem immer (zuerst) in der Gemeinde in der man gemeldet ist erfolgen und abschließend ist es schwieriger laufende Verträge wie z.B. Internet oder Strom vorzeitig zu kündigen.
Aus Deutschland abmelden
Vorteile
Durch die Abmeldung (und effektive Wohnsitzverlagerung) erlischt in der Regel die unbeschränkte Steuerpflicht in Deutschland, als auch die Verpflichtung in diverse Sozialsysteme (Kranken-, Rentenversicherung, etc.) oder Umverteilungsmechanismen (GEZ, IHK,…) einzahlen zu müssen und man kann sich frei aus den am internationalen Markt verfügbaren Produkten bedienen. Ab dem Zeitpunkt sind die deutschen Auslandsvertretungen für die Ausstellung von Reisepässen (und manchmal auch Personalausweisen) zuständig, d.h. man kann dies bequem von unterwegs erledigen und muss nicht mehr nach Deutschland fliegen. Behördliche Post kann nicht mehr so einfach zugestellt werden (wobei in manchen Fällen die öffentliche Zustellung möglich ist) und dadurch können gewisse Themen verjähren.
Nachteile
Mit dem Abmelden aus Deutschland wird, bei gleichzeitiger Verlagerung des Lebensmittelpunkts, eine Wegzugsbesteuerung auf in Deutschland vorhandenes Firmenvermögen fällig (wird beim Wegzug in ein anderes EU Land gestundet), die weitere Nutzung eines deutschen Gewerbes und betreiben eines deutschen KFZ geht nur noch über Bevollmächtigte, man hat keinen Anspruch mehr auf Leistungen aus den Sozialsystemen (ALG / Hartz IV, Kindergeld, BaföG,usw.), manche Banken kündigen einem das Konto und manche Versicherungen (z.B. ADAC) verlieren ihre Gültigkeit. Man kann an Bundestags- und Europawahlen nur noch auf gesonderten Antrag und mit Begründung teilnehmen und einige digitale Behördengänge mit dem neuen Personalausweis sind ohne gespeicherte Meldeadresse nicht mehr möglich.
Fazit
Am Ende liegt es bei dir, genau abzuwägen ob dir das Abmelden aus Deutschland oder die Beibehaltung eines deutschen Wohnsitzes mehr Vorteile bringt.
Wenn du Hilfe bei der Entscheidung benötigst, melde dich gerne zu einer individuellen Beratung.