Die Kanada LP/LLP war einige Zeit lang ein interessantes Mittel für ortsunabhängige Unternehmer um unter dem Deckmantel eines seriösen „westlichen“ Landes steuerfrei Geschäfte machen zu können. Da inzwischen kaum noch brauchbare Bankkonten für diese Unternehmensform eröffnet werden (wenn man keinen Bezug zu Kanada hat gibt es dort kein Konto und mangels Registerdokumenten gibt es meist keines offshore) sind viele Onlineunternehmer auf die US LLC ausgewichen.

Für manche Geschäftszwecke ist diese jedoch auch nicht die beste Wahl, deshalb schauen wir uns heute die (fast) steuerfreie Kombination einer kanadischen Corporation in Verbindung mit einer Offshore Firma auf Barbados an, und wie man damit z.B. einen Onlineshop mit digitalen Produkten, Mitgliederbereiche oder auch Geschäftsmodelle die auf Lizenzen oder Vermietung von Rechten bestehen mit minimalem Steueraufwand betreibt.

Schritt 1: Die kanadische Corporation

Im Gegensatz zu einer LP/LLP ist die Corporation eine klassische Kapitalgesellschaft, die ihren rechtlichen und steuerlichen Sitz in Kanada hat. Kanada selbst ist jetzt mit seinen bis zu 38% Unternehmenssteuern bei weitem keine Steueroase, aber dient als reputables „Frontend“ für die Unternehmung. Als Resident in Kanada bekommt das Unternehmen sowohl lokale und dank offiziellem Handelsregistereintrag auch internationale Bankkonten und Zugriff auf die meisten gängigen Zahlungsanbieter.

Benötigt wird hierzu nur eine minimale Büroadresse in Kanada sowie (empfehlenswert) ein einmaliger Besuch im Land für Konten die Ausstellung einiger Dokumente. Ist man in einem Land mit CFC Regeln (Außensteuergesetze) ansässig, braucht es hingegen auch einen Geschäftsführer vor Ort.

Schritt 2: Die Offshore Firma auf Barbados

Barbados taucht gerne einmal auf diversen Blacklisten von Steueroasen oder nicht kooperativen Ländern auf. Hierüber müssen wir uns aber in diesem Setup keine großen Gedanken machen, da ja kein Geld nach Barbados verlagert wird, sondern im Gegenteil Geld in Barbados eingenommen wird und dann (fast) steuerfrei nach Kanada fließt.

Für den folgenden „Steuertrick“ machen wir uns das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Kanada und Barbados zu nutze. Dort steht in Article XXV 1. b, dass

[…] a company resi­dent in Canada shall be allowed to deduct in computing its taxable income any dividend received by it out of the exempt surplus of a foreign affiliate resident in Barbados.

„Exempt surplus“ beschreibt – leicht verallgemeinert – dass die Dividenden aus dem operativen Gewinn des Unternehmens bezahlt werden müssen. Das Unternehmen in Barbados kann also nicht absichtlich Verluste machen oder Kredite aufnehmen um daraus Dividenden zu bezahlen. Diese Einschränkung ist aber für unseren Fall eher theoretischer Natur.

Ebenfalls gibt es die Einschränkung, dass das nur für den Teil des Gewinnes des Unternehmens aus Barbados (es muss also dort erwirtschaftet werden) gilt, dass durch „aktive Einkünfte“ generiert wurde, also einige passive Einkünfte ausschließt. Was keine „aktive Einkünfte“ sind, erklärt Kanada in seinen sogenannten FAPI Rules. Aus dem Umkehrschluss gelten alle Einkünfte, die nicht in der FAPI Liste stehen als „aktiv“. Eine Besonderheit betrifft Einkünfte aus Mieten und immateriellen Rechten („royalties“). Während diese erst einmal als passiv gelten, sind sie in der Ausnahme als aktiv zu rechnen, wenn unser Unternehmen diese von einem anderen Unternehmen der gleichen Unternehmensgruppe (in dem Fall unsere Kanada Corporation) bekommt.

Als Unternehmensgruppe gilt es hier, wen die kanadische Corporation mindestens 10% der Anteile der Firma auf Barbados besitzt und mindestens 1% der Dividenden ausgeschüttet bekommt.

Damit aus kanadischer Sicht das Unternehmen auf Barbados nicht als Briefkastenfirma gilt, braucht es einen Geschäftsführer und eine Betriebsstätte vor Ort. Im Falles unseres Onlineshops muss zudem, damit die Einnahmen „in Barbados erwirtschaftet werden“ das Webhosting auf der Insel stattfinden bzw. die Inhalte des Mitgliederbereichs oder der Zugang zu diesen sich auf der Insel befinden.

Die Gründung der Firma in Barbados kann generell komplett remote erfolgen, für ein Bankkonto vor Ort und das persönliche Kennenlernen des Geschäftsführers ist aber eine Reise in die Karibik empfohlen.

Schritt 3: Der Weg des Geldes

Unsere erstellten Inhalte (digitale Produkte, Mitgliederbereich,…) werden in die Firma auf Barbados verschoben. und die Barbadosfirma schafft eine Plattform (Onlineshop) auf der diese Produkte durch dritte (unsere Kanada Corporation) verkauft werden können. Vergleichen kann man dieses Vorgehen wie ein Resellermodell bei Digistore, wobei die Barbadosfirma die Plattform betreibt, aber die Firma in Kanada das Produkt vertreibt (die zufällig aber auch der Barbadosfirma gehören)

Die Corporation in Kanada verkauft also auf der Webseite die Produkte der Barbadosfirma (Resellermodell) und führt die daraus entstehenden Gelder als „Lizenzgebühren“ oder auch „Miete“ für den Content nach Barbados ab.

Auf Barbados unterliegen diese Einnahmen einer geringen Steuer von maximal 5,5% (je nach Höhe der Gewinne).

Der verbleibende Gewinn wird als Dividende aus „exemption surplus“ steuerfrei nach Kanada überwiesen und kann von dort aus weiter verteilt werden.

Kosten

Eine Kanada Corporation beginnt bei ca. 2.500 Euro und erzeugt laufende Kosten von ca. 1.500 Euro pro Jahr zzgl. einem lokalen Steuerberater (je nach Aufwand ca. 500-1.500 CAD/Jahr.

Die Barbados Corporation beginnt bei ca. 7.500 Euro und erzeugt ca. 500-1.000 Euro laufende Kosten im Jahr zzgl. zur Betriebsstätte und dem Geschäftsführergehalt.

Für wen lohnt sich dieses Setup?

  • Du verkaufst digitale Produkte oder Zugänge zu einem Mitgliederbereich
  • Du hast Einnahmen aus immateriellen Rechten oder Mieten (bewegliche Gegenstände oder immaterielle Assets)
  • Du brauchst eine reputable Gesellschaft zur Abrechnung mit deinen Kunden
  • Du brauchst eine Kapitalgesellschaft um Dividenden zu erhalten
  • Du willst einen Standort außerhalb der EU (um z.B. Haftung oder Abmahnungen zu verringern

Wann ist dieses Setup nicht geeignet?

  • Kleine Shops mit unter 100.000€ Umsatz im Jahr
  • Du kannst/willst nicht nach Kanada und/oder Barbados reisen
  • Du verkaufst physische Produkte oder erbringst Dienstleistungen (und kannst das nicht persönlich auf Barbados machen)
  • Du musst dein Tagesgeschäft oder die effektive Geschäftsführung ein einem Land mit strengen CFC Gesetzen machen
  • Du bist kanadischer Staatsbürger/Resident und verbringst viel Zeit in Kanada

Wenn dich diese oder andere Gestaltungsmöglichkeiten für ein steueroptimiertes Business interessieren, buche deine individuelle Beratung.