Im Internet finden sich inzwischen zehntausende Anbieter, die es dem Suchenden ermöglichen, schnell und sehr günstig ein Unternehmen im Ausland zu gründen.
Wir wollen uns in diesem Artikel genauer anschauen, worin die Risiken beim der Nutzung eines solchen Discountanbieters liegen.
1. It’s a Scam (Betrüger und Identitätsdiebstahl)
Während man bei einem betrügerischen Shop für physische Produkte im Internet mit einem relativ überschaubaren Schaden davon kommt, können bei einem betrügerischen Onlineshop für Auslandsgründungen mehrere Gefahren lauern. Bestenfalls existiert der Anbieter einfach gar nicht oder behält einfach nur das Geld ein. Wenngleich das auch schon ärgerlich ist, kann es noch viel schlimmer kommen, wenn mit den eigenen persönlichen Daten nicht (nur) das gewünschte Auslandsunternehmen eröffnet wird, sondern gleich noch ein paar andere Unternehmen oder Konten, von denen der unbedarfte Käufer vielleicht über Monate oder Jahre gar nichts mitbekommt, bis dann irgendwann einmal Behörden anklopfen und einem von den kriminellen Machenschaften eines Unternehmens in einem fremden Land erzählen, von dem man der Geschäftsführer ist, jedoch nie davon gehört hat. Schwierig kann es werden, diese Geschichte aufrecht zu erhalten, wenn dann die Behörden die eigenen persönlichen Daten, Ausweiskopien, Unterschriften, etc. vorliegen haben.
Vor der Bestellung sollte man also den jeweiligen Anbieter ausgiebig begutachten, und nach Erfahrungswerten anderer suchen. Bestenfalls lässt man sich einen Anbieter von einem Freund oder Geschäftspartner empfehlen, bei dem dieser selbst gute Erfahrungen gemacht hat.
2. Zu viel Auswahl
Beim durchblättern der Webseiten oder Kataloge zahlreicher Gründungsdienstleister wird man von der Breite des Angebots oftmals überfordert. Es gibt Agenturen, die über 100 Länder in ihrem Angebot haben, und, wenn man nicht von vornherein schon genau mit einem festen Plan auf deren Webseite geht um eine ganz bestimmte Unternehmensform zu gründen, wird man von werbewirksamen Beschreibungen, Fotos wie aus dem Reisekatalog und den schönsten Darstellungen der zukünftigen Anonymität und Steuerfreiheit in den Bann gezogen.
Hat man nicht genug Hintergrundwissen zu den einzelnen Ländern, entscheidet man sich vielleicht aus dem Bauch heraus für das Land mit der schönsten oder wirksamsten Detailbeschreibung, oder das mit dem günstigsten Preis, ohne darauf zu achten, ob dieses dann auch zur geplanten Unternehmung passt.
3. Keine individuelle Beratung
Ein großer Teil der Gründungsdiscounter arbeitet „auf Masse“, d.h. im Kampfpreis ist keine individuelle Beratung oder Prüfung enthalten, ob die geplante Unternehmensform zum Geschäftsmodell des Käufers passt, oder ob der zukünftige Unternehmensbesitzer die Steuervorteile, die diese Unternehmensform im jeweiligen Land bietet, auch an seinem persönlichen Steuerwohnsitz nutzen kann, oder ob es dort gesetzliche Regelungen (z.B. CFC Gesetze) gibt, die eine effektive Nutzung verhindern.
4. Minimale Compliance
Die Betreuungsangebote der meisten Discounter schließen in der Regel nur die Mindestanforderung zum Betrieb der Gesellschaft im Gründungsland ein, z.B. das Vorhalten eines registered Agents oder die Einreichung eines Jahresberichts, manchmal noch ein Paket zur Postweiterleitung. Ob es aber zum Beispiel Meldepflichten der Gesellschaft oder der geplanten Steuergestaltung im Wohnsitzland existieren, wird oft aber nicht berücksichtigt, oder erst gar nicht darauf hingewiesen.
5. Unbekannte Nominee Direktoren und das Transparenzregister
Bei vielen Anbietern lassen sich für einen – manchmal recht stolzen – Aufpreis sogenannte Nominees dazubuchen, das sind dann vom Anbieter gestellte Personen, die als Gesellschafter und/oder Geschäftsführer der Gesellschaft eingetragen werden, so dass der eigenen Name nicht in öffentlichen Registern auftaucht oder mit dem (oftmals Regel nicht legalen) Ziel, den wahren Inhaber nicht preisgeben zu müssen. Dies birgt zum einen das Risiko, dass man das komplette Vermögen und die Geschäftsführung des Unternehmens einer einem komplett unbekannten Person überlässt, die – für den Fall, dass etwas verrutscht – sich mit dem Geld auf und davon machen könnte, oder das Unternehmen für legale oder illegale Nebengeschäfte nutzen könnte. Zudem dürfte die Nutzung solcher Dienste in einigen Ländern einen Gesetzesverstoß gegen dortige Regelungen zum Transparenzregister darstellen, über den einen viele Anbieter auch gar nicht erst informieren
6. Kein Bankkonto
Da keine individuelle Beratung der Gründer erfolgt, ist es oftmals auch schwierig, dass diese für ihre neue Offshorgegesellschaft nutzbare Bankkonten bekommen. Zwar bieten einige Dienstleister die Vermittlung von Bankkonten mit an, jedoch ist dort – zu Recht – zu lesen, dass die Eröffnung des Kontos immer vom Bankmitarbeiter vor Ort entschieden wird, und nicht vom Dienstleister, die Vermittlungsgebühr an diesen Bankmitarbeiter aber unabhängig vom Erfolg fällig wird.Hat man jetzt ein einfaches und verständliches Geschäftsmodell außerhalb von (aus Sicht der Bank) Risikobranchen, mag eine solche Kontenvermittlung auch funktionieren, ist der geplante Verwendungszweck der ausländischen Gesellschaft aber etwas exotischer, werden diese Banken – und auch viele andere – diese Eröffnungswünsche ablehnen. Abgesehen von Firmen, die nur fürs Impressum gegründet werden, ist eine Gesellschaft ohne eigenes Bankkonto oft nutzlos.
7. Günstige Gründung, hohe Folgekosten
Viele Anbieter locken mit besonders günstigen Angeboten, bei denen eine Gesellschaft schon für wenige hundert Euro gegründet wird. In der Regel sind diese Preise oft gerade so kostendeckend für den Anbieter und haben das Ziel, über Zusatzdienstleistungen (z.B. teure Beglaubigungen, Versandkosten, kostenpflichtiger telefonischer Support, Nominees) und ab dem zweiten Jahr recht hohe Betreuungskosten für den registered Agent oder den Jahresbericht, am Kunden zusätzlich großzügig zu verdienen. Gerade viele Erstgründer sind, wenn sich diese Kosten dann häufen, trotzdem überfordert die Betreuung der Gesellschaft an einen anderen Dienstleister zu übergeben und zahlen widerwillig die Kosten.
8. Panama Papers oder schlampige Programmierung
Gerade bei Anbietern, die auf Masse arbeiten, ist das Risiko höher, dass ein Datenleck, sei es durch einen unsicher programmierten Onlineshop oder durch unterbezahlte Mitarbeiter, eine große Menge an Kundendaten enthüllt. Selbst wenn man die ausländische Gesellschaft für komplett legale und legitime Zwecke nutzt, kann der Imageschaden, der durch das Bekanntwerden der Nutzung für manche Menschen erheblich sein.
Sicherlich sind auch kleinere oder hochpreisigere Anbieter vor solchen Schäden nicht komplett sicher, sie sind jedoch für Hacker eher unter dem Radar und können einen Teil der höheren Preise in sichere Infrastruktur und vernünftig bezahlte, loyale Angestellte investieren.
Für wen ist eine Gründung beim Discounter geeignet?
Auch die günstigen Anbieter haben natürlich ihre Berechtigung am Markt. Gerade dann, wenn man sich bereits ausgiebig vorab informiert hat, was die Anforderungen an die Gesellschaft sind, ob die lokale Gesetzgebung am Wohnsitz die Nutzung aller Vorteile zulässt, man eine zuverlässige Strategie zur Eröffnung eines Kontos hat und die laufenden Kosten auch für die Folgejahre kalkuliert hat kann die Nutzung eines „no-frills“ Dienstleisters durchaus eine günstige und brauchbare Option sein.
Ist man sich jedoch über ein oder mehrere der hier beschriebenen Punkte nicht ganz sicher, kann sich entweder ein vorheriges Beratungsgespräch anbieten, auf dessen Grundlage man dann weiter zum Discounter geht, oder ein komplettes Paket von Beratung, Gründung und Betreuung bei Lifestyle Solutions zu buchen.