In einem anderen Beitrag haben wir uns schon mal dem Thema Vielfliegerprogramme angenommen, die einem als digitalen Nomaden oder ortsunabhängigen Unternehmer zusätzlicheren Luxus auf Reisen oder auch den einen oder anderen Freiflug bescheren können.
Heute treiben wir dieses Spiel noch etwas weiter, in dem wir uns mit Kreditkarten und Kundenbindungsprogrammen beschäftigen, denn durch die geschickte Kombination verschiedener Programme und Karten, kann man bares Geld sparen, dass einem dann an anderer Stelle wieder zur Verfügung steht, oder gar direkt Geld verdienen. Da es in diesem Beitrag ums Geld geht, bitte den Hinweis zu Finanzthemen beachten.
Beginnen wir mit den Kundenbindungsprogrammen.
Die wohl bekanntesten dieser Art sind z.B. Payback, Deutschlandcard oder Lyoness.
Während man bei den ersten beiden Programmen im Einzelhandel oder teilweise auch Online seine Karte beim Einkaufen scannen lässt um dafür Bonuspunkte zu bekommen, kann man bei letzterem eine Rückvergütung entweder in Punkten oder in Geld bekommen, wenn man den Einkauf über die Webseite des Programms begonnen hat oder einen Code aus der App des Programms im Ladengeschäft vorzeigt.
Hat man genügend Punkte zusammen, kann man diese entweder gegen Bargeld oder Rabattmarken eintauschen.
Die Programmanbieter verdienen dann dadurch ihr Geld, dass sie sowohl mit den Kundendaten arbeiten als auch zielgerichtete Werbung versenden, die die Kunden in bestimmte Geschäfte lotsen soll.
Wenn man also sowieso in bestimmten Geschäften einkauft und damit leben kann, dass ein Unternehmen seine Einkaufsgewohnheiten auswertet, sind diese Programme ein guter erster Einstieg in die Welt der Kundenbindungsprogramme.
Der nächste Schritt sind etwas feiner zugeschnittene Programme eines einzelnen Unternehmens, die nur im eigenen Geschäft gelten. Das kann zum Beispiel die Bonuskarte eines Hotels oder einer Mietwagenfirma sein. Wenn man regelmäßig in den gleichen Hotels übernachtet oder die Mietwagen beim gleichen Anbieter bucht, bekommt man dadurch Punkte, die man in Gratisnächte oder ein Upgrade auf eine bessere Fahrzeugkategorie eintauschen kann.
Auch wenn man sich anfangs nicht sicher ist, ob man auf den nötigen Umsatz kommt, kann es nie schaden, sich bei solchen Programmen erst einmal auf Verdacht anzumelden. Schlimmstenfalls bleibt alles beim alten und man bekommt keinen Bonus.
Ist man viel unterwegs, sollte man sich in allen möglichen Ländern, die man häufiger besucht, für die Kundenbindungsprogramme im jeweiligen Land anmelden. Dafür ist kein Wohnsitz, in manchen Fällen aber eine gültige Adresse nötig, an die einem die Kundenkarte gesendet werden kann. Da kann auch ein AirBnB oder Postfach sein.
Das zweite spannende Feld sind die Kreditkarten
Als ortsunabhängiger Unternehmer solltest du mindestens jeweils eine, besser zwei Kreditkarten der großen Unternehmen Visa, MasterCard und American Express haben.
Interessant sind hierbei weniger die „Standard“-Kreditkarten, die dir deine Hausbank für das Einkaufen im Internet anbietet, sondern oft die etwas höherwertigen Modelle die sich durch „Farben“ wie Gold oder Platin auszeichnen.
Diese Kreditkarten haben unter anderem folgende Vorzüge:
- Kostenloses Geld abheben am Automat
- Keine Gebühren für Auslandsnutzung
- Auslandsreisekrankenversicherung
- Diverse andere Versicherungen (Gepäck, Unfälle, etc.)
- Diebstahlschutz für mit der Karte gekaufte Artikel
- Garantieverlängerung
- Sammeln von Bonuspunkten
- Sammeln von Flugmeilen
- Cashback (Rückerstattung eines kleinen Teils des Kaufpreises) beim Einkauf mit der Karte
- Zugang zu Flughafenlounges
- Concierge Service
- Status bei Hotels und Mietwagenfirmen
Je nach Kreditkarte bieten sich unterschiedliche dieser Vorteile, so dass man geschickt kombinieren sollte, um möglichst viel davon zu profitieren.
Während die Kreditkartenwelt in den deutschsprachigen Ländern vergleichsweise noch in den Kinderschuhen steckt, und man z.B. 20€ Neukundenbonus auf eine Karte bekommt, sind Länder wie die USA hier viel weiter und es hat sich dort eine viel stärkere Konkurrenz zwischen den Anbietern etabliert mit immer neuen Bonuskategorien um die Kundengunst zu kämpfen.
So gibt es Karten, die einem 150$ Guthaben auszahlen, wenn man in drei Monaten 1000$ mit der Karte ausgibt, Karten die einem 4% Rabatt (Cashback) auf Supermarkteinkäufe oder Tanken geben, oder Karten, die einem 30.000 Bonusmeilen einer Fluggesellschaft bei Anmeldung schenken.
Mit etwas Geschick lassen sich solche Karten auch von Ausländern nutzen.
Doch welche Karten sind jetzt die richtigen?
Nicht immer ist es die Karte ohne Grundgebühr, gerade manche hochpreisigen Karten liefern einen so immensen Mehrwert, dass man die hohe Gebühr schnell wieder eingespielt hat. Hier gibt es natürlich keine einzige Karte, die für alle passt, sondern man muss es auf seine individuellen Gegebenheiten einrichten.
Eine Kreditkarte, die kostenlosen Loungezugang an Flughäfen bietet ist für Vielflieger interessanter als für Gelegenheitsreisende, eine Karte, die ein kostenloses Gepäckstück beinhaltet ist wertlos, wenn man sowieso nur mit Handgepäck fliegt und eine Karte mit Auslandsreisekrankenversicherung wird weniger interessant, wenn man bereits bei einem anderen Anbieter eine solche abgeschlossen hat.
Grundsätzlich kann man jede Karte ohne Grundgebühr erst einmal mitnehmen, sollte aber nicht vergessen, diese von Zeit zu Zeit einmal zu benutzen, da Kreditkartenfirmen inaktive Konten mit der Zeit schließen.
Ebenfalls sollte mindestens eine American Express Karte im Portfolio auftauchen. Die meisten Karten von American Express sammeln sogenannte Membership Rewards Punkte, die sich entweder klassisch gegen Prämien aber auch in Punkte oder Meilen vieler Hotels und Fluggesellschaften umtauschen lassen. Durch geschickte Buchung sammelt so bei Flugtickets oder Hotels gleich doppelt (Meilen der Fluggesellschaft durch das Vielfliegerprogramm als auch MR Punkte bei der Bezahlung mit der Amex Karte) und hat gleichzeitig noch die Reise durch die Versicherung auf der Karte abgesichert.
Mit zunehmender Interntionalisierung sollte man seine Kreditkarten zudem in verschiedenen Währungen halten, denn selbst wenn eine Karte keine Gebühren für den Auslandseinsatz verrechnet, verdienen die Kartenanbieter immer noch an einem nicht immer optimalen Wechselkurs zwischen der bezahlten Währung und der Währung des Kartenkontos. So kann es Vorteile haben, sein USA Flugticket mit einer US Dollar Karte zu bezahlen, sein Hotel in der Schweiz mit einer Karte in CHF und seinen Steuerberater in UK mit einer Karte in GBP.
An dieser Stelle noch ein kleiner Life-Hack. Beim Abheben von Bargeld im Ausland am Geldautomat immer den vorgeschlagenen Wechselkurs des Automaten ablehnen, dieser ist immer schlechter als der des Kartenanbieters.
Bargeld abheben mit der Kreditkarte sollte generell nur im absoluten Notfall erfolgen, da es dafür nicht nur keine Bonuspunkte auf der Karte gibt, als auch bei den meisten Karten die Sollzinsen direkt ab dem Tag der Abhebung beginnen zu laufen, nicht erst – wie bei Einkäufen – zum Datum der Abrechnung. Das kann zu teuren Zinsüberraschungen führen.
Wie viele Kreditkarten sind die richtige Menge?
Auch hier ist die Zahl der Karten für jeden unterschiedlich. Eine Hausnummer liegt so bei 15-20 Karten, damit deckt man zahlreiche Währungen, Ausgabeländer und Organisationen ab und hat die wichtigsten Möglichkeiten zum Meilen- und Punkte sammeln mit dabei, ohne sich durch zu viele Hochpreiskarten mit Grundgebühren zu überhäufen.
Konkrete Empfehlungen
Auch wenn man für sich selbst bei jeder einzelnen Karte prüfen sollte, ob diese für einen passend ist, hier eine Auswahl aus dem persönlichen Portfolio, mit kurzer Erklärung, warum diese im Sortiment ist:
Advanzia Gebührenfrei Gold (Mastercard)
Für die Karte ist eine Postadresse und eine Meldung in Deutschland nötig, obwohl die Karte von einer Bank in Luxembourg ausgestellt wird. Die Karte hat keine Grundgebühr und keine Kosten für Bargeldabhebungen am Automaten, allerdings recht hohe bis unverschämte Sollzinsen. Daher immer zum Monatsende komplett ausgleichen. Währung: EUR.
American Express Platinum (Amex)
Die Karte beinhaltet die Möglichkeit MR Punkte zu sammeln, Auslandsreise-KV, Versicherungen bei Gepäckverlust und Flugverspätungen, Priority Pass (Loungezugang an unzähligen Flughäfen) und ein 24 Stunden Kartenersatz-Versprechen. Je nach Ausstellungsland liegt die Jahresgebühr zwischen 500 und 600€, was sich aber durch die Boni schnell rechnet. Währung: Wahlweise USD/EUR/GBP je nach ausstellender Bank/Land.
Discover IT (Discover)
In Europa eher unbekannt, ist Discover der viert-größte Kreditkartenanbieter nach Visa, Master Card und Amex. Die Discover IT Karte hat keine Grundgebühr und bietet 2% Cashback auf alle Einkäufe an. Als Bonus verdoppelt Discover den im ersten Jahr gesammelten Cashback am Jahresende. Währung: USD. Für die Karte wird eine US SSN oder ITIN und eine US Postadresse benötigt.
PayPal Cashback Mastercard (Mastercard)
Diese Kreditkarte wird von PayPal vermarktet aber von der amerikanischen Synchrony Bank herausgegeben. Ebenfalls mit 2% Cashback hat die Karte den Vorteil dass man mit der Karte indirekt sein PayPal Guthaben aufbrauchen kann, ohne dies erst separat auf ein Bankkonto zu überweisen. Währung: USD. Für die Karte wird eine US SSN oder ITIN und eine US Postadresse benötigt.
Lufthansa Miles and More (Mastercard)
Wenn man viel mit Lufthansa oder Star Alliance fliegt, aber nicht so viel, dass es für einen Vielfliegerstatus reicht, kann diese Karte dafür sorgen, dass die gesammelten Prämienmeilen nicht verfallen und man nebenher doch beim Einkaufen weitere Prämienmeilen sammelt, die in Flugtickets oder Upgrades eingetauscht werden können. Je nachdem aus welchem Land man die LH Karte bestellt, ändern sich die Kosten und die Vorteile. Währung EUR oder USD, je nach Ausstellungsland.
Hilton Honors Visa (Visa)
Bei Abschluss der Karte winkt ein einmaliger Bonus von 5.000 Hilton Punkten, und weiterhin bekommt man einen Punkt pro Euro Kartenumsatz (außer Bargeldabhebung und Kauf von Gutscheinen). Die Punkte kann man entweder in Flugmeilen umtauschen oder gegen kostenlose Übernachtungen oder Upgrades in höhere Kategorien eintauschen. Jahrsgebühr: 48€, Währung: EUR. Wenn man viel in Hilton Hotels übernachtet (oder das in Zukunft plant) lassen sich mitt dieser Karte durch alltägliche Einkäufe schnell die eine oder andere Nacht verdienen.
Abschließende Warnung
So schön die Welt der Kreditkarten, Punkte und Bonusmeilen ist, sollte man zwei Dinge immer beachten:
- Niemals etwas kaufen, dass man nicht braucht, nur um irgendeinen kostenlosen Bonus zu bekommen. Denn das führt die Idee des kostenlosen Bonus ad absurdum, und man bezahlt oft mehr Geld als der Bonus wert ist.
- Kreditkarten nicht sammeln um Schulden zu machen. Am besten zahlt man seine Kreditkartenabrechnung an jedem Monatsende zu 100% zurück, um damit keine Sollzinsen zu zahlen, denn die Zinsen sind um einiges höher als die verdienten Bonuspunkte, so dass man damit letztlich Verlust einfährt.
Bist auch du auf der Suche nach der besten Kombination für deine persönlichen Kreditkarten? Dann buche eine individuelle Beratung.