Wann ist eigentlich der beste Zeitpunkt in ein ortsunabhängiges Leben aufzubrechen?

Direkt nach der Schule, wenn man noch ganz ohne Verpflichtungen ist?

Nach dem Studium, weil man dann was ordentliches gelernt hat?

Nachdem man verheiratet ist, denn gemeinsam ist alles leichter?

In der Midlife-Crisis, um Ablenkung zu bekommen?

Oder erst in der Rente, da man so ein sicheres Grundeinkommen hat und wieder „frei“ ist von Kindern, Enkeln, etc?

Ob es diesen optimalen Zeitpunkt zum Aufbruch in ein neues, ortsunabhäniges Leben gibt, und wann dieser ist, schauen wir uns heute genauer an.

Direkt nach der Schule?

Wenn man nicht gerade schon als kleines Kind von nomadisch lebenden Eltern um die Welt geflogen ist, ist nach erreichen des Schulabschlusses (und ggf. der Volljährigkeit) die erste wirkliche Gelegenheit sein Leben anders zu gestalten als die Masse der Mitschüler, die entweder ins Militär, in ein soziales Jahr, eine Ausbildung oder an eine Universität strömen.

Klare Vorteile, einen solchen Schritt zu gehen liegen darin, dass man in jungen Jahren noch sehr anpassungsfähig ist und schnell dazu lernt, und vielleicht auch für eine längere Zeit mit spartanischen Unterkünften wie Mehrbettzimmer-Hostels auskommt. Hat man in jungen Jahren schon gleich die richtige Geschäftsidee, hat man die einmalige Gelegenheit, direkt „von Anfang an“ alles richtig zu machen, bzw. nicht erst viele Jahre mit einer Tätigkeit zu verbringen, die sowieso keinen Spaß macht. Schließlich ist es in diesem jungen Alter auch noch sehr einfach nach einem oder zwei Jahren wieder ins „System“ zurück zu kehren, wenn man für sich herausgefunden hat, dass das doch nicht die Lebensart ist, die man bevorzugt, ohne zu große „Lücken im Lebenslauf“ zu produzieren. Eine Weltreise in jungen Jahren nimmt einem später kein Personalchef übel.

Nicht zu unterschätzende Nachteile sind hingegen, dass man oft in jungen Jahren nicht so viele finanzielle Reserven hat, also unter größerem Erfolgsdruck steht vor dem Auslaufen dieser Ersparnisse wieder Geld zu verdienen. Auch fehlt es einem als so junger Mensch oft an wertvoller Lebenserfahrung in Alltagsthemen (wie funktionieren Steuern, Versicherungen, Gesetze, etc.) so dass man als sehr junger Mensch im Ausland oft Opfer von Betrügern werden kann, die einem um die wertvollen Ersparnisse bringen oder auch in legale Fallen tappt, die schlimmstenfalls mit hohen Geldstrafen oder in ausländischen Gefängnissen enden können.

Nach der Ausbildung oder dem Studium?

Im Gegensatz zur Auswanderung direkt nach der Schule steht nach einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder einem abgeschlossenen Studium eine Auswanderung auf etwas sichereren Beinen, wenn man darauf schaut, dass man im Ausland notfalls immer noch im jeweiligen gelernten Beruf etwas arbeiten kann um Hotelzimmer und Supermarkt zu bezahlen, während man als „ungelernter“ Schüler eher auf Hilfsarbeiter-Jobs angewiesen wäre.

Auch nach Ausbildung oder Studium passt eine Rückkehr ins „System“ noch in den Lebenslauf, wenn man merkt, dass das Leben in der weiten Welt doch nicht das Richtige ist. Bestenfalls hat man neben Ausbildung oder Studium auch etwas mehr Geld bei Seite gelegt, das einem hilft erst einmal Anlauf ins neue Business und Leben nehmen zu können oder Durststrecken auf dem Weg zu überbrücken.

Nachteilig kann sich aber auswirken, dass man bereits – insbesondere durch ein längeres Studium – mental auf eine Arbeit im System vorbereitet wurde und es eine gefühlte Angst gibt, die Jahre des Studiums verschwendet zu haben, wenn man sich jetzt einem Business widmet, was vielleicht den mühsam erworbenen Studienabschluss gar nicht benötigt.

Nach ein paar Jahren im Berufsleben als Angestellter? (Unverheiratet / Single)

Aus dieser Konstellation heraus hat man oft schon ein sehr gutes Gefühl, ob einem das Leben als Angestellter so bis zur Rente gefallen könnte oder ob man etwas anderes vom Leben erwartet. Noch frei und ungebunden, aber durchaus schon mit solideren Ersparnissen und Lebenserfahrung ausgestattet ist der Start in eine ortsunabhängige Selbständigkeit zwar einfacher als als Schüler oder Student, jedoch ist eine Wiedereingliederung ins „System“ schwieriger, da man nicht nur die „Lücke im Lebenslauf“ besser erklären muss, sondern auch wichtige Jahre in der Beförderungshierarchie verpasst, also mit höherem Alter auf einer eher mittleren Position auf der Karriereleiter ankommt als jemand, der alle paar Jahre „durchbefördert“ wurde.

Positiv kann sich aber noch auswirken, dass man vielleicht genau in diesem Angestelltenjob, den man verlässt, die Idee für ein Business in genau dieser Nische findet, mit dem sich ein – bestenfalls hochpreisiges – Problem dieser Branche lösen lässt. Eine solche Einsicht bleibt einem Azubi oder Studenten mangels Praxiserfahrung im Job in der Regel verwehrt.

Als Single auszuwandern bietet den Vorteil der Ungebundenheit und komplett freien Entscheidung darüber, wie das eigene Leben aussehen soll, bringt aber auch seine ganz besondern Chancen (z.B. zweite Staatsbürgerschaft durch Heirat) und Probleme (Internationales Dating und Fernbeziehungen) mit sich.

Nach ein paar Jahren im Berufsleben als Angestellter? (Verheiratet / Beziehung / ggf. mit Kids)

Neben denen bereits im vorherigen Abschnitt erwähnten Vor- und Nachteilen kommt hier entweder der Bonus hinzu, dass auch der Partner oder die Partnerin die gleichen Ziele hat und bei einer Auswanderung dabei wäre, oder aber die schwere Herausforderung, sich zwischen einem Partner oder einer Partnerin der/die diesen Schritt nicht mit gehen will und einem neuen Leben im Ausland entscheiden zu müssen.

Im positiven Fall, dass sich hier beide einig sind, lassen sich nicht nur die Ersparnisse und Fähigkeiten in die gemeinsame Waagschale für das ortsunabhängige Business werfen und bestenfalls zwei Einkommensströme generieren, sondern auch das Thema „Einsamkeit“ wird hier eine viel geringere Rolle spielen als als Single.

Wenn sich beide nicht einig sind gehört dann eine große mentale Kraftanstrengung dazu, sich für ein solches Leben und den bestehenden Partner bzw. die bestehende Partnerin zu entscheiden und – egal wie man sich entscheidet – bleibt vielleicht immer mal die bohrende Frage „was wäre wenn ich damals anders entschieden hätte“ im Raum stehen.

Aus der eigenen Selbständigkeit heraus?

Ist man bereits im Heimatland selbständig, kann man bestenfalls das bestehende Business internationalisieren und ortsunabhängig aufstellen. Das ist natürlich bei einer reinen Dienstleistungstätigkeit wie Programmierer einfacher als als Besitzerin eines Einzelhandelsgeschäfts. Doch auch wenn man hier für die Auswanderung die Branche wechseln muss, bringt eine vorherige Selbständigkeit einen zusätzlichen wichtigen Blick auf das Thema Unternehmensstrukturierung, Prozesse und Steuern mit sich, der sich aus der Perspektive eines normalen Angestellten oftmals nicht ergibt.

Auch aus einer erfolgreichen Selbständigkeit kann man mit einem gut gefüllten Sparschwein ins Ausland starten, so dass man bestenfalls recht schnell wieder ins Arbeiten und Geldverdienen kommt, ohne zu viel Zeit mit dem Gedanken an Geldmangel verbringen zu müssen.

Zu erfolgreichen Selbständigen kann das Heimatland allerdings die Hürde der Wegzugsbesteuerung in den Weg stellen, die dann ebendieses Geldpolster wieder massiv verringern kann. Hier gilt es den richtigen Zeitpunkt des Absprungs zu finden, dass man möglichst wenig Steuern zahlt aber trotzdem genug verdient um im Ausland zu überleben.

Die Rückkehr ins System als Selbständiger ist vergleichsweise einfach, da man oftmals die bisher ausgeführte Tätigkeit im Inland wieder aufnehmen kann, wenn auch nach längerer Abwesenheit die Kundenakquise wieder von vorne beginnen muss.

Während oder nach der Midlife Crisis?

Diese Lebensphase lässt einen oft alles, was man bisher so gemacht hat grundsätzlich in Frage stellen und die Überlegung aufkommen, wie man jetzt aus dem Rest des Lebens noch „das Beste machen kann“. Hier einen Schnitt zu setzen und sich komplett neu aufzustellen kann eine gute Möglichkeit sein, der schlechten Stimmung zu entkommen. Eine Rückkehr ins „System“ ist ab diesem Alter aber meist schwierig, gerade als Angestellter dürfte man als schwer vermittelbar gelten und auch als Selbständiger wieder zurück zu kehren seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich bringen.

Verbindet sich die Midlife Crisis (wie oft)auch noch mit einer Scheidung oder dem Auszug der inzwischen erwachsenen Kinder kann das ein zusätzliches Momentum der Freiheit mit sich bringen. Wie aber auch im vorherigen Beispiel des Verheirateten kann die Entscheidung zwischen Partner und neuem Leben zu einer weiteren Sinnkrise führen, denn mit diesem fortgeschrittenen Alter wird Dating – in der Heimat wie im Ausland – nicht unbedingt leichter.

Auch sind in in dieser Phase manchmal schon die eigenen Eltern in einem Alter, in dem sie zusätzliche Aufmerksamkeit oder Pflege benötigen, oder man sich die Frage stellt, ob man vielleicht wertvolle gemeinsame Zeit mit diesen verliert, während man um die Welt jettet.

Menschen die die Midlife-Crisis als Anstoß nutzen kehren eher seltener wieder in die Heimat zurück.

Im Rentenalter?

Die Kinder sind aus dem Haus, die eigenen Eltern vielleicht schon verstorben, das Haus ist ruhig und leer geworden.

Auch in diesem hohen Alter ist es noch nicht zu spät, ein ortsunabhängiges Leben zu beginnen. Ist man (noch) verheiratet ist es aber gerade in diesem Lebenszeitalter fast immer eine gemeinsame Entscheidung für oder gegen einen solchen Schritt. Nur sehr wenige wagen in diesem Lebensabschnitt noch eine Scheidung, nur um sich dieses neue Leben zu erfüllen.

Gemeinsam ist man hier jedoch auch meist besser aufgestellt. Hat man vorher entweder erfolgreich als Selbständiger Geld zur Seite gelegt oder als Angestellter gut „für die Rente“ vorgesorgt, ist Arbeiten an Orten rund um die Welt eher weniger nötig und das ortsunabhängige Leben gleicht eher einer Dauerweltreise als dem eines digitalen Nomaden.

Nicht unterschätzen sollte man in diesem Alter aber die gesundheitliche Verfassung bzw. das Gesundheitssystem in den zu bereisenden Ländern und vielleicht auch den mangelnden Komfort in manchem Land, dass man als Zwanzigjähriger vielleicht leichter bereisen kann als als Siebzigjährige.

Was einem in hohem Alter noch von so einem Schritt abhalten könnte, wäre das Risiko, wertvolle Familienzeit mit Kindern oder Enkeln zu verpassen, währen man als „silver surfer“ die Wellen des Pazifik genießt.

Positiv wirkt sich aus, dass man in diesem Alter schon einen Blick auf die Übertragung des Vermögens auf die nächste Generation wirft, was in einem internationalen Setup oftmals leichter ist, als im Inland.

Wie wir sehen, hat jedes Zeitalter seine eigenen Vorteile aber auch Herausforderungen, so dass es wohl nicht den perfekten Zeitpunkt für eine solche Entscheidung gibt. Es zeigt aber auch, dass man diesen Schritt in jedem Lebensalter und Familiensituation gehen kann, wenn man wirklich möchte. Wie immer bleibt es eine Frage der Prioritäten und ob man für sich selbst das Risiko eingehen will, es nicht zu versuchen, um dann im Alter „was wäre wenn…“ zu denken.

Wann die Umstände für dich persönlich am besten sind um durchzustarten finden wir gerne in einer gemeinsamen Beratung heraus.