Du musst dein Geld einfach nur oft genug verdoppeln, und schon bist du Millionär.

Was wie eine Binsenweisheit klingt, lohnt genaue wirtschaftliche aber auch mathematische Betrachtung.

Hierzu schauen wir uns kurz einmal die folgende Tabelle an:

1.000

2.000

4.000

8.000

16.000

32.000

64.000

128.000

256.000

512.000

1.024.000

Hast du 1.000 Euro in deiner Tasche und einen Plan wie du daraus 2.000 Euro machst, bist du nur noch neun weitere Verdoppelungen von deiner Million entfernt.

Jetzt hast du zwei Möglichkeiten.

Entweder du splittest die 2.000 Euro auf, und wiederholst zweimal den Plan wie du 1.000 Euro verdoppelst.

Oder du brauchst einen Plan, wie du 2.000 Euro auf 4.000 Euro verdoppelst.

Was davon einfacher ist, kommt auf den ursprünglichen Plan an, wie du aus den 1.000 Euro 2.000 Euro gemacht hast. Wenn dieser einfach und sicher zu wiederholen ist, dürfte das die beste Lösung sein. Ist es aber entweder nicht einfach (und der neue Plan aus 2.000 Euro 4.000 Euro zu machen einfacher) oder nicht sicher (wenn du dabei mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50% wieder 1.000 Euro verlierst), gilt es den neuen Plan, der aus 2.000 Euro 4.000 Euro macht zu priorisieren.

Hast du z.B. zufällig aus deinen 1.000 Euro am Roulettetisch 2.000 Euro gemacht, weil du auf Rot gesetzt hast und dann auch Rot gefallen ist, ist das zwar Glück und hat dir eine Verdopplungsrunde geschenkt, da aber der Erwartungswert nur bei rund 48,65 Prozent liegt, ist das kein nachhaltiger Ansatz für die Million, denn die Chance, dass die gewinnende Chance noch 9x kommt liegt  bei nur 0,15% (36/37 * (18/37)^9 = 0,0015 = 0,15%). D.h. in 99,85% deiner Verdopplungsversuche scheiterst du auf dem Weg zur Million, auch wenn dein Erwartungswert nur so knapp unter 50% liegt.

Weil Glücksspiel ja sowieso keine Lösung ist, wenn man nicht direkt beim ersten mal die Million gewinnt, muss also etwas mit hohem Erwartungswert her.

Das ist die Einschätzung des sogenannten unternehmerischen Risikos.

Wie oft kannst du scheitern, bis du keine weiteren Versuche hast?

Angenommen du hast gerade erst 2.000 Euro aus deinen ersten 1.000 Euro gemacht. Ist es nun besser, bei einem Erwartungswert von 51% die gesamten 2.000 Euro einzusetzen?

Wenn du „Glück“ hast, bist du bei 4.000 Euro. Wenn du aber „Pech“ hast, sind die 2.000 Euro weg und du hast nicht mal mehr 1.000 Euro um wieder mit Plan A von vorne zu beginnen.

Legen wir den Grundeinsatz aber bei Seite (als Versicherung um von vorne zu beginnen) und wiederholen Plan A (sofern er sicher genug war), haben wir durch die erneute Verdopplung im ersten Schritt der Tabelle aus den 2.000 Euro nun 3.000 Euro gemacht. (Aus 1 mach 2 und 1 lag im Tresor als Sicherheit).

Jetzt könnten wir die 2.000 Euro nehmen und daraus versuchen 4.000 Euro zu machen, und wenn wir scheitern hätten wir immer noch die 1000 Euro um von vorne zu beginnen.

Ist der Plan um aus 2.000 Euro 4.000 Euro zu machen immer noch zu riskant, wiederholen wir Plan A eben so oft wie er sicher ist und wie viel „Versicherungssumme“ wir aufbauen wollen. Machen wir Plan A noch drei weitere Male hätten wir 8.000 Euro (3x aus 1.000 zweitausend gemacht ergibt 6.000 und 2.000 im Tresor von den ursprünglichen 3.000)

Wir sehen hier, dass wir zwar mit diesem Minimalplan langsam das Geld im Tresor steigern, der Weg aber dazu recht mühsam ist, weil wir Plan A immer wieder für nur 1.000 Euro mehr wiederholen müssen.

Daraus folgt die zweite Limitierung:

Wie lange kannst du das Verdoppelungsspiel auf niedriger Stufe spielen, bis dir die Zeit abläuft?

Nehmen wir an, die Ausführung jedes Plan A dauert 2 Wochen, ist zu 75% erfolgreich und du legst immer 1.000 Euro in den Safe, wenn du es schaffst daraus 2.000 zu machen und nimmst sie wieder raus, wenn es mal fehlschlägt. Dann hast du pro Versuch ein Nettowachstum von 750 Euro (drei mal legst du 1.000 in den Safe, einmal musst du 1.000 wieder herausnehmen, so dass du bei vier Versuchen 3.000 im Safe hast. 3000/4 ergibt 750). D.h. du brauchst 8 Wochen für 3.000 Euro, 80 Wochen für 30.000 Euro, 800 Wochen für 300.000 Euro und ca 2.650 Wochen für die Million. Das sind 50,75 Jahre(!).

Wenn du mit 18 Jahren anfängst, ist die Rente also ggf. sicher, wenn wir die Inflation mal außen vor lassen.

Für viele Ziele braucht man die Million aber wenn man jung ist, denn mit 70 Jahren sind manche Tätigkeiten nicht mehr so leicht (wenn sich die Medizin nicht so weiterentwickelt, dass in 50 Jahren 70 das neue 30 ist).

Also braucht es mehr Mut zum unternehmerischen Risiko, und Pläne um größere Beträge zu bewegen. Nicht immer funktioniert es, dass man einfach die Beträge im Plan A verdoppelt (im Casino nennt man das Tischlimit, in der Wirtschaft oft beschränkter Markt, limitierte Nachfrage, etc.) also einfach 2.000 oder 4.000 in Plan A einzusetzen dürfte nicht immer möglich sein. Hat man aber einen unbeschränkten Markt, so ist das der schnellste Weg zum Ziel, wobei man bei nur einer 75 prozentigen Wahrscheinlichkeit auch nicht einfach immer „verdoppeln“ sollte, sondern regelmäßig was in den Safe packt. Würde man immer verdoppeln wäre nach jedem vierten Durchlauf ja der komplette „hochgespielte“ Einsatz verloren und man finge wieder bei seinen 1.000 Euro an. Nimmt man aber z.B. immer 25% Prozent des Gewinns in den Safe, braucht man nur noch ca 55 Durchläufe von je zwei Wochen, also 110 Wochen also gute 2,1 Jahre bis zur Million. Das klingt schon ganz anders als 50+ Jahre.

Wäre das so einfach, würde das natürlich jeder machen, und die Welt voller Millionäre. Doch ein Businessplan mit einer 75 prozentigen Wahrscheinlichkeit bei nur so geringem Einsatz und Dauer von zwei Wochen ist oft Wunschvorstellung.

Wohl dem, dem ein solcher Plan also morgens unter der Dusche einfällt.

Alle anderen verbringen also entweder mehr Zeit mit der Suche nach einem solch erfolgreichen Plan, oder brauchen mehr Zeit (und mehr Rücklagen) für einen weniger erfolgreichen Plan. Ändern wir die Erfolgswahrscheinlichkeit von 75 auf nur 66 Prozent und wir packen „nur“ 20%  in den Safe, verlängert sich das ganze schon auf 236 Wochen bzw. 4,5 Jahre.

Je näher wir den 51% Erwartungswert kommen, desto mehr müssen wir für einen „Totalverlust“ zurück legen und desto länger dauert das Verdoppeln mit kleinen Beträgen.

Irgendwo ist es dann Zeit, den Plan zu wechseln, um mit größeren Einsätzen zur Million zu kommen. Denn selbst wenn „bombensicherer“ ein Plan um aus 200.000 Euro 400.000 Euro zu machen ein Jahr dauert, so ist man in einem beschränkten Markt nach 4 Jahren schon fertig, in einem unbeschränkten Markt sogar nach drei und nicht erst nach 4,5 mit dem „Kleingeld“ aus Plan A.

Doch abgesehen von der ganzen Mathematik ist der Weg über die Verdopplungsstufen auch ein Weg des Lernens. Denn wer das Wissen hat, wie man aus 4.000 Euro 8.000 Euro macht, hat nicht unbedingt das Wissen, wie man aus 128.000 Euro 256.000 Euro macht. Daher verlieren auch sehr viele Lottogewinner wieder einen großen Teil ihres Gewinns, weil sie versuchen die 4.000 Euro Strategie ungeprüft auf die 128.000 Euro anzuwenden.

Erst durch die grundsätzliche Beschäftigung sowohl mit möglichen Plänen wie man sein Geld verdoppelt als auch der Mathematik dahinter (wie riskant man damit sein darf um nicht auf die Nase zu fallen und mit „Null“ dazustehen) schärft die Sinne für solche Gelegenheiten und ein „Bauchgefühl“ für das Thema Risiko.

Ein gutes Buch zu diesem Thema ist übrigens: Gero von Randow – Das Ziegenproblem, denken in Wahrscheinlichkeiten, dass uns auch viele unbewusste Denkfehler aufzeigt, die unser Gehirn allzu gerne macht. (Das Ziegenproblem ist übrigens das aus der Spielshow mit den drei Toren, bei der hinter einem die Ziege (oder SAT 1 nannte es damals den „Zonk“) versteckt war)

Hilfe zum Denken in Wahrscheinlichkeiten und dem Einschätzen von Geschäfts- oder Verdopplungsideen gibt es auch im persönlichen Beratungsgespräch, oder du gehst mit dem Geld ins Casino und hoffst auf 12 mal Rot in Folge 😉