Wenn du die Entscheidung getroffen hast, aus deinem Heimatland auszuwandern und als Dauerreisender um die Welt zu fliegen (oder natürlich fahren, segeln, etc.), stellt sich meist schon direkt nach der Abmeldung beim heimischen Einwohnermeldeamt die spanndende Frage:

(Wo) soll ich mich jetzt anmelden?

Hier bieten sich grundsätzlich erst einmal drei Möglichkeiten, die wir im folgenden näher beleuchten wollen:

  • Auswandern in ein anderes (fixes) Land, Anmeldung und Steuerwohnsitz dort und effektiv dort in diesem neuen Land leben. (klassischer Auswanderer)
  • Leben als Dauerreisender und Anmeldung in einem Niedrig- oder Nullsteuerland, ohne sich in diesem Land nennenswert aufzuhalten. (Pro-forma Wohnsitz)
  • Leben als Dauerreisender ohne sich in einem anderen Land anzumelden oder steuerlich zu registrieren (die „Reinform“ des Dauerreisenden / perpetual travelers)

Auswandern in ein anderes (fixes) Land

Diese Form wählen wohl die meisten klassischen Auswanderer, die ihrer Heimat den Rücken kehren und sich ein Land aussuchen, das je nach Wunsch größer oder kleiner, reicher oder ärmer oder sonniger oder kälter ist das das ehemalige Heimatland.

Vor Ort wird eine Wohnung gemietet oder ein Haus gekauft, sich beim dortigen Finanzamt registriert, evtl. ein lokaler Job gesucht, sich mit der lokalen Kultur vertraut gemacht und Freundschaften gebildet.

Die Vorteile hierbei liegen natürlich auf der Hand. So bietet ein fester Wohnsitz, Arbeitsplatz und Freundeskreis an einem Ort ein großes Maß an Stabilität und so gut wie keine Rechtsunsicherheit, wo man den nun seine Steuern zahlt oder krankenversichert ist. Ebenfalls winken nach einer ausreichenden Anzahl von Jahren Aufenthalt im Land die Möglichkeiten von Daueraufenthaltsgenehmigung oder auch Staatsbürgerschaft. Schließlich ist man als Bewohner dieses Landes (oftmals) Teil des staatlichen Umfinanzierungssystems (Sozialversicherung), profitiert hier also ggf. von diesen Leistungen.

Nachteilig kann dieser Lebensstil hingegen sein, wenn man plant viel in der Welt herum zu reisen. Um nämlich von dieser (steuerlichen) Rechtssicherheit zu profitieren muss man durchaus eine erhebliche Zeit pro Jahr (oftmals 183+ Tage) im Land verbringen um z.B. ein Steuerzertifikat zu bekommen dass einem den Nachweis ermöglicht, im ehemaligen Heimatland nicht mehr steuerpflichtig oder ansässig zu sein. Zu diesem Nachteil der festen Anwesenheit kommen dann noch laufende Kosten z.B. für den Unterhalt einer Wohnung oder eines Hauses in dem Land hinzu, die weiter laufen, wenn man den Rest des Jahres unterwegs ist.

Anmelden in einem Land ohne wirklich dort zu sein (Pro-forma Wohnsitz)

Viele Dauerreisende nutzen die einfache Registrierung in Ländern mit niedrigem Steuersatz oder territorialem Steuersystem oder einfach Ländern die die Besteuerung ihrer Bürger eher locker sehen um gegenüber Banken, Versicherungen oder anderen Unternehmen (manchmal auch staatlichen Stellen) zu zeigen, dass sie einen Wohnsitz haben, da die „Reinform“ des Dauerreisens ohne Wohnsitz in den meisten Regelwerken und Computersystemen dieser Welt nicht vorgesehen ist. Klassische Länder für diesen Ansatz sind z.B. Panama, Paraguay, Georgien oder die Vereinigten Arabischen Emirate.

Vorteile hiervon liegen offensichtlich darin, dass man ein von einem anerkannten Staat ein Stück Papier – oder noch besser eine Plastikkarte mit Foto – bekommt, die beweisen soll, dass man in diesem Land lebt. Dieses Papier lässt sich dann einfach bei Diskussionen oder Rückfragen gegenüber Banken oder anderen Firmen vorweisen um deren KYC (know-your-customer) Anforderungen zu erfüllen. Damit lassen sich dann einfacher Bankkonten, Telefonverträge oder anderes abschließen. Angenommen wird oft auch, dass alleine eine solche Aufenthaltsgenehmigung ausreicht, um dem heimischen Finanzamt zu erklären dass man jetzt nicht mehr in der Heimat steuern zahlt sondern woanders.

Nachteilig ist hierbei aber direkt zu nennen, dass eine solche Aufenthaltsgenehmigung, die dann nicht wirklich genutzt wird, keinesfalls zur garantierten Steuerfreiheit in der Heimat führt. Natürlich kann sie als ein Indiz angeführt werden, doch Passstempel, Flugtickets und Handyortung können schnell ein gegenteiliges Bild zeichnen. Viele dieser Länder erwarten zudem auch, dass man zum Erhalt der Aufenthaltsgenehmigung regelmäßig wieder in dieses Land einreist. Liegt es dann nicht gerade auf der bevorzugten Reiserouter, weil man sich z.B. bevorzugt in Asien aufhält aber Paraguay als pro-forma Wohnsitz gewählt hat, erzeugt diese Anreise ungewollte Kosten und den Verlust kostbarer Lebenszeit.

Dauerreisend ohne Wohnsitz – die Reinform des perpetual travelers

Derzeit erlaubt die Gesetzeslage, sich einfach aus Deutschland oder Österreich abzumelden und mit der Ausreise aus der dortigen Steuerpflicht entlassen zu werden, ohne einen neuen Wohsitz nachzuweisen.

Die Vorteile dieses Lebensstils sind eindeutig, dass man durch geschickte Reiseplanung (und abhängig von der Art des Einkommens) komplett steuerfrei durch alle Länder der Welt reisen kann und dort immer nur als Tourist behandelt wird. Zudem spart man sich das Vorhalten von Wohnungen oder Immobilien in Ländern, in denen man keine solchen begründe will.

Die nicht zu unterschätzenden Nachteile sind aber unter anderem, dass es ohne festen Wohnsitz und entsprechende Papiere schwierig bis unmöglich sein kann Bankkonten, Depots oder Kreditkarten zu eröffnen oder auch Versicherungen abzuschließen. Auch nach einer (meist kurzen) Reise ins Heimatland zurück zu kehren kann sich ohne vorherigen Steuerwohnsitz als „Falle“ erweisen, da einem das heimische Finanzamt erst einmal unterstellen kann, niemals wirklich ausgewandert zu sein sondern nur eine erweiterte Weltreise unternommen zu haben und dann rückwirkend doch noch Steuern erheben möchte. Auch kann sich ein nicht festgelegter Wohnsitz nachteilig auf Erbschaften, Schenkungen oder auch Heirat oder Scheidung auswirken.

Welche dieser Varianten die „beste“ ist, hängt am Ende stark von der persönlichen Lebenssituation ab. Hilfe bei einer Enscheidung und bei allen Formalitäten zur Auswanderung und Abmeldung findest du in einer individuellen Beratung.