Heute soll es mal um „Hätte, Hätte, Fahrradkette“ gehen, oder warum dich Leben im Konjunktiv nicht weiter bringt.

Ob in sozialen Medien, Beratungsgespräch mit Kunden oder auch bei der Unterhaltung mit Freunden  höre ich oft Sätze wie

  • Wenn ich damals in Investment X investiert hätte, wäre ich finanziell frei.
  • Wenn ich nur eine Million Euro hätte, müsste ich mir um meinen Alltag keine Sorgen mehr machen.
  • Wenn ich 10 Kilo weniger auf den Rippen hätte, wäre ich schon längst mit meinem Traumpartner zusammen.
  • Wenn ich mit dem Wissen von Heute noch mal neu als junger Mensch durchstarten könnte, wäre mein Leben viel besser verlaufen.
  • Wenn nur Tatsache X nicht wäre, könnte ich mein Leben ganz anders gestalten.
  • Weil ich Partner, Kinder, Hunde, Schulden,… habe, geht X nicht.
  • Ich finde toll, was du machst, aber ich könnte das nicht, weil…

Während es inhaltlich vielleicht im ein oder anderen Fall sogar noch richtig sein könnte – meist aber nicht ist – dass eine Tatsache oder eine Handlung aus der Vergangenheit das heutige Leben erschwert oder bisher den Erfolg verhindert hat, sind solche Gedanken brandgefährlich.

Zum einen lenken sie dich von der Gegenwart und deinen Optionen in der Zukunft ab. Du kannst Monate oder Jahre lang darüber nachdenken, wie dein Leben jetzt aussähe, wenn du 2015 Bitcoin gekauft und rechtzeitig im Boom wieder verkauft hättest. Das bringt ein paar schöne Gedanken, aber in der Praxis kein schönes Leben.

Zum anderen bringt es dich in eine Opferrolle, in der du etwas anderes, also eine andere Person, ein anderes Ereignis, etc. dafür verantwortlich machst, dass du heute kein Millionär bist, keinen Traumpartner an deiner Seite hast und immer noch jeden Morgen missmutig ins Hamsterrad steigst.

Es hindert dich damit daran, aktiv zu werden und jetzt Entscheidungen zu treffen, weil du (oft unbewusst) denkst, dass durch das Versäumnis in der Vergangenheit oder die aktuellen Umstände der Zug sowieso schon abgefahren sei.

Und letztlich sorgt es für ein ganz schlechtes Gefühl: Neid.

Neid auf diejenige, die vor 2 Jahren in Aktie X investiert hat die dann durch die Decke ging, Neid auf denjenigen, der jeden Tag ins Fitnessstudio geht und durch seine Traumfigur mehr Chancen im Datingpool hat, Neid auf denjenigen, der frei und ungebunden ist und deshalb (angeblich) leichter Veränderung im Leben machen kann.

Neid ist jedoch ganz gefährlich. Nicht nur weil es dir deine tägliche Energie raubt, sondern weil du dich selbst auf einer Rankingliste weit unten ansiedelst.

Statt Neid (oder manchmal auch Hass) sollte Respekt das Gefühl sein, dass du diesen Personen entgegenbringst. Denn sie haben nicht irgendwo nur Glück gehabt indem sie auf die richtige Aktie gesetzt haben oder in der genetischen Lotterie gewonnen um gut auszusehen. Sie haben offenbar irgendetwas besser gemacht, um jetzt dort zu sein, wo sie jetzt sind.

Bei genauer Analyse entdeckt man hier aber auch, dass es in der Regel nicht an einem einzigen Ereignis liegt, dass den Unterschied zwischen Traumleben und Hamsterrad, zwischen Wunschpartner und Singleeben, zwischen finanzieller Freiheit und Sozialhilfe bringt. Vielmehr kombinieren sich erfolgreiche Entscheidungen und potenzieren das Ergebnis. Wenn jemand finanziell gebildet ist, kann er sich auch mal erlauben nicht bei der richtigen Aktie einzusteigen, wenn jemand ausreichend Selbstbewusstsein hat, stören ihn keine Rückschläge beim Dating oder wenn jemand sich gesund ernährt braucht sie keine weniger Anstrengung im Fitnesstudio um sich gut zu fühlen.

Und zu dieser Einstellung und dieser Einfachheit hat sie nicht der Neid auf andere gebracht und auch nicht die „Hätte, was wäre wenn, ja…aber“ Mentalität.
Diese Menschen übernehmen eigene Verantwortungen und suchen zuerst nach Möglichkeiten wie sie etwas schaffen können, statt Gründe, warum etwas nicht geht.

Sicherlich gehört ein wenig „was wäre wenn…“ mit zum Leben, denn dadurch lernen wir, den selben Fehler nicht zweimal zu machen. Wenn das kleine Kind denkt „was wäre, wenn ich die Hand nicht auf die Herdplatte gelegt hätte“ wird es zur Erkenntnis kommen „ich hätte jetzt keine Schmerzen in der Hand“ und daraus die Lehre ziehen, dass Hand und Herdplatte einen gewissen Sicherheitsabstand benötigen.

Aus Fehlern lernen ist also gut. Aber Fehler der Vergangenheit dafür verantwortlich zu machen, dass jetzt alles schlecht und nicht mehr zu retten ist, ist fatal.

Wann immer du dich ertappst zu denken „hätte ich doch damals X gemacht“, lenke den Gedanken um von „habe ich aber nicht, darum ist jetzt alles so Hoffnungslos“ in „ja, wäre cool, hab ich aber nicht, deshalb mache ich ja jetzt Y und komme zum Ziel“.

Wenn du denkst „ich kann das nicht schaffen“ hast du recht.

Wenn du denkst „ich schaffe das“ hast du auch recht.

Die Entscheidung liegt bei dir.