Einige der häufigsten Anfragen in den letzten Monaten ist die Aufstellung eines Plan B, also einer Möglichkeit das eigene Leben schnell und ohne langfristige Unannehmlichkeiten an sich ungünstig entwickelnde Rahmenbedingungen in der Welt anpassen zu können.
Bei genauerem Hinsehen ist so ein Plan B aber viel aufwändiger sowohl in der Planung auf dem Reißbrett als auch in der vorbereitenden Umsetzung.
Die folgende Aufstellung gibt dir Anregungen an welche Lebensbereiche du bei dem Plan B unbedingt denken solltest.
Letztlich ist dieser Artikel nichts anderes, als die vielen Lesern bereits bekannte „Flaggentheorie“ aber zugeschnitten auf einen Ernstfall.
Mehrere mögliche Wohsitzländer
Eine Aufenthaltserlaubnis in einem zusätzlichen Land außer dem der eigenen Staatsbürgerschaft ist hier schon ein guter Start. Doch was, wenn genau dieses Land die gleichen negativen Maßnahmen einführt wie das eigene (ehemalige) Heimatland? Oder was, wenn dieses Land, z.B. durch Aussetzung des Flugverkehrs, gerade nicht mehr erreichbar ist.
Weitere Absicherung schafft man mit mindestens einem „Backup“-Land pro Kontinent, dass man im Falle eines Falles auf dem Land- oder Seeweg erreichen kann. Zwar können auch Land- und Seerouten offiziell gesperrt werden, doch ist es hier in vielen Ländern einfacher „durchs Netz“ zu schlüpfen als bei Ländern, die nur auf dem Luftweg erreichbar wären. Ist man erst einmal im Land und hat eine Aufenthaltserlaubnis, ist ein fehlender Stempel im Reisepass das kleinere Übel.
Mehrere Staatsbürgerschaften
Selbst wenn man den vorherigen Punkt umgesetzt und mehrere Aufenthaltsgenehmigungen erworben hat, bleibt das Risiko, dass einem vom (ehemaligen) Heimatland auf einmal der Reisepass entzogen wird. Die meisten Länder haben Regelungen hierzu in ihren Gesetzen und schnell sind von kreativen Bürokraten erst einmal Vorwürfe im Raum, die eine (vorläufige) Sperrung des Reisepasses auslösen. Mit etwas Glück sitzt man bereits im Ausland, wo diese Informationen nicht immer auch gleich vorliegen oder abgeglichen werden, doch ist man zu diesem Zeitpunkt im Heimatland (oder z.B. innerhalb eines „Blocks“ wie der EU) wird den Reisewünschen ins sichere Land schnell ein Riegel vorgeschoben.
Eine zweite Staatsbürgerschaft sorgt hier für Abhilfe.
Hat man aus seiner persönlichen Risikobewertung ausreichend Zeit, empfiehlt es sich Staatsbürgerschaften auf natürlichem Weg (z.B. Heirat, Naturalisation, etc.) zu erwerben, da hiermit in Ländern, die die Annahme einer zweiten Staatsbürgerschaft reglementieren, einfacher argumentiert werden kann, als wenn man sich gerade den Pass einer kleinen Karibikinsel gekauft hat.
Drängt die Zeit, und kann man erst einmal verschmerzen seine ehemalige Staatsangehörigkeit zu verlieren, ist aber auch der Kauf ein Weg.
In Kombination mit dem vorherigen Punkt platziert man auch die Aufenthaltsvisa in unterschiedlichen Reisepässen.
Unternehmen in unterschiedlichen Ländern
Ist man persönlich durch mehrere Aufenthaltsgenehmigungen oder Staatsbürgerschaften in „Sicherheit“, geht des darum, dass das Geschäftsmodell auch weiter funktionieren kann.
Dabei gilt es zu vermeiden, dass einem ein Land, in dem man seine Unternehmung angemeldet hat auf einmal die Geschäftstätigkeit einschränkt oder gar verbietet (z.B. Handelsembargo, vorgeschobene Anklagen wegen Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung, etc.)
Hier hat man dann bestenfalls direkt mehrere Unternehmen mit unterschiedlichen Standorten und Geschäftskonten einsatzbereit, die die unternehmerische Tätigkeit direkt übernehmen können. Im optimalen Fall befinden sich diese Unternehmen sowohl außerhalb der Länder für die man eine Aufenthaltsgenehmigung besitzt, als auch in mehreren unterschiedlichen Währungsräumen, um z.B. Abwertungen oder Hyperinflation abzufedern, wenn bei einer Währung einmal etwas „verrutscht“.
Bankkonten und Kreditkarten in unterschiedlichen Ländern
Neben den Firmenkonten für die oben beschriebenen Unternehmen eröffnet man auch zahlreiche Bankkonten in unterschiedlichen Ländern mit entsprechend unterschiedlichen Währungen.
Konten im Land der bestehenden Aufenthaltsgenehmigungen sollten hier ein Bestandteil sein, damit man bei längeren (Zwangs-)aufenthalten im Land ausreichend Geld zur Verfügung steht, doch auch exotischere und wenig kooperative Länder können hier eine gute Ergänzung sein, um sowohl Währungsrisiken abzudecken als auch etwas unter dem Radar zu fliegen.
Ebenfalls sollten Kreditkarten aus mehreren Ländern und in mehreren Währungen im Geldbeutel oder der Handtasche zu finden sein, notfalls um die Kreditlinie komplett auszureizen, bis wieder neues Einkommen verdient wird.
Immobilieneigentum oder garantierte Wohnmöglichkeiten
In Ländern mit Aufenthaltsgenehmigung (und ggf. noch ein paar zusätzlichen, je nach Budget) ist es hilfreich entweder eine Wohn- und/oder Agrarimmobilie vorzuhalten oder – bei geringem Budget – zumindest eine garantierte Wohnmöglichkeit, z.B. über im Voraus bezahlte Langzeitmiete/Pacht frei zu halten. Dem Thema Agrarimmobilie kann man dann eine besondere Aufmerksamkeit widmen, wenn abzusehen ist, dass auch in diesem Land Einschränkungen auftreten und man – schlimmstenfalls – für einige Zeit zum Selbstversorger werden muss. Eher suboptimal ist es in Krisenzeiten, wenn größere Mengen an Menschen in die gleichen Länder strömen auf einen lokalen überteuerten Miet- oder Immobilienmarkt angewiesen zu sein.
Kommunikationsinfrastruktur
Wenn es für das Geschäftsmodell notwendig ist erreichbar zu sein, oder auch einfach nur um Kontakt zu zurück gebliebenen Familienmitgliedern oder Freunden zu halten, sollte man hier mehrere Mobilfunkverträge – oder zumindest Prepaidkarten – vorhalten, da es im ungünstigsten Fall entweder anzunehmen ist, dass einem das (ehemalige) Heimatland den Mobilfunkzugang sperrt, oder diesen zur Standortverfolgung nutzt, wenn es einen zurück in die „Heimat“ holen möchte. In Ergänzung hat man hier für jeden Mobilfunktvertrag/Karte auch eine separates Endgerät, da auch sonst eventuell ungewünschte Zuordnungen möglich sind.
Eine ähnliche Vorgehensweise sollte für das Thema Domains/Webhoster gelten, damit man vermeidet dass die Webpräsenz die einem Einnahmen generiert auf einmal nicht mehr erreichbar ist.
Geldanlage bzw. passives Einkommen
Nicht auszuschließen ist auch, dass aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse das eigene Geschäftsmodell und damit die Haupteinnahmequelle vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr funktioniert.
Neben einer Cashreserve sollte der Rest des Vermögens auf viele unterschiedliche Assetklassen in unterschiedlichen Ländern verteilt sein, dazu können gehören (keine Investment-/Anlageberatung!):
- Aktien aus unterschiedlichen Ländern und Branchen (home bias vermeiden)
- Private equity
- Edelmetalle und seltene Erden (möglichst verteilt auf der Welt und physisch erreichbar)
- Kryptowährungen
- Immobilien / Ländereien
- Eigene Unternehmen in anderen, krisensichereren Branchen
- Exotische Investments
Bei allen diesen Investments sollte darauf geachtet werden, dass diese immer über mehrere Wege erreichbar sind, also z.B. ein Aktiendepot nicht nur ein Referenzkonto hat.
Gesundheitsversorgung
Hat man nicht ausreichend Vermögen um im Falle eines Falles die Gesundheitsversorgung in einem fremden Land aus Barmitteln zu begleichen, gilt es rechtzeitig vorher eine in den Plan-B-Ländern gültige Krankenversicherung abzuschließen. Manchmal bieten Aufenthaltsgenehmigungen auch die Möglichkeit (oder die Pflicht), am staatlichen Gesundheitssystem des Landes teilzunehmen. Hierzu sollte man sich vorab informieren um keine unnötigen Doppelbelastungen zu erzeugen.
Besonders vorsichtige Planer regeln hier auch gleichzeitig Themen wie Vorsorgevollmacht oder Patientenverfügung (die dann auch in den entsprechenden Ländern gültig sein sollten) sowie Testament/Vermächtnis zugunsten der Partner/Familie.
Koordinierung des Plans mit (Ehe-)Partner und Kindern
Zu unerwünschten Konflikten kann es dann kommen, wenn man seinen Plan B ohne Wissen oder Zustimmung des Partners oder der davon betroffenen Familienmitglieder aufbaut. Wenn es zu Diskussionen oder Meinungsverschiedenheiten genau dann kommt wenn die Zeit gegen einen arbeitet, kann eine solche Verzögerung das ganze Unternehmen in Frage stellen.
Deshalb sollte man in der Partnerschaft/Familie schon von Anfang an klären, ob sich z.B. alle beteiligen vorstellen können, in Land X zu leben, ob dort z.B. auch die (Schul-)Bildung der Kinder oder die Gesundheitsvorsorge aller Familienmitglieder gesichert ist.
Je nach dem persönlichen Vertrauensverhältnis zum Partner kann es auch ratsam sein, bestehende Investitionen oder Cashreserven untereinander aufzuteilen, damit die anderen Personen versorgt sind, wenn ein Familienmitglied z.B. Schwierigkeiten mit Behörden bekommt oder krankheitsbedingt ausfällt.
Kontakte vor Ort
Bestenfalls hat man seine Plan-B-Länder nicht nur einmal für die Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung (oder kurz zur Verlängerung) besucht, sondern sich vorher schon Zeit genommen, vor Ort ein paar wichtige Kontakte zu knüpfen. Sei es der lokale Anwalt, der persönliche Kundenbetreuer der Bank, der Immobilienmakler der einem die Wohnmöglichkeit organisiert hat oder einfach nette Bewohner des Ortes in dem man sich plant im Ernstfall niederzulassen und mit denen man sich etwas mehr als nur oberflächlich ausgetauscht hat.
Kommt es nämlich zum Fall, dass man in dieses Land reisen will/muss, kann es hier sehr wertvoll sein vorher einmal kurz Kontakt mit diesen Menschen aufzunehmen und sich die Lage vor Ort schildern zu lassen, die man vielleicht aus den Medien sonst gar nicht so mit bekommt. So kann man vermeiden vom Regen in die Traufe zu fliegen.
Auch vor Ort sind diese Menschen (manchmal vielleicht gegen ein kleines Entgelt) behilflich um das Ankommen im Land zu erleichtern.
False flags – oder – Dinge denen man weniger Aufmerksamkeit widmen kann
Dem alten Hausrat
Ist man in Zugzwang ist es erst einmal weniger wichtig, was mit eventuellen Habseligkeiten im ehemaligen Wohnsitzland passiert. Ob jetzt der Vermieter das lieb gewonnene Sofa vor die Tür stellt wenn er die Wohnung räumen lässt weil die Miete nicht bezahlt wurde oder das Auto irgendwann abgeschleppt wird, weil es seit Monaten nicht bewegt wurde ist für ein neues Leben an einem anderen Ort der Welt komplett uninteressant.
Auch wenn es vielleicht für manchen moralisch nicht die „feine Art“ ist, alles unaufgeräumt zurück zu lassen, ist es in manchen Situationen einfach notwendig, da für einen „ordentlichen Abgang“ die Zeit fehlt.
Freunde und Arbeitskollegen
Es mag unhöflich erscheinen, sich einfach ins Ausland abzusetzen ohne sich vorher noch von allen zu verabschieden, eine große Party zu feiern und detailliert über seine neuen Pläne zu erzählen, doch kann es das beste sein, genau einen solchen überraschenden Abgang durch zu ziehen. Ganz besonders dann, wenn man vielleicht schon durch vorherige Handlungen auf dem „Radar“ von staatlichen Organen ist und ebendiese Freunde dann doch zu auskunftsfreudig bei Rückfragen zum Verbleib des guten Freundes oder des Kollegen sind.
Auch wenn es erst einmal ein Gefühl der Unsicherheit hervorrufen kann: Neue Freunde, Kollegen und gar Beziehungen findet man überall auf der Welt aufs neue. Es ist nicht immer einfach, aber auf jeden Fall angenehmer, als sich von vermeintlich loyalen Freunden in Schwierigkeiten bringen zu lassen oder durch zu viel Zeit für Abschiede den Absprung zu verpassen.
Image und Anerkennung
Eng verbunden mit Freunden und Kollegen ist die Frage „was sollen die Nachbarn denken“ (oder Freunde, Verwandte, systemtreue Familienmitglieder,…).
Man kann hier viel Zeit und Energie verschwenden um seine Vorbereitungen und Pläne zu tarnen, die woanders besser eingesetzt wäre. Hat man sich für die Durchführung seines Planes entschieden, muss man damit Leben, von einigen als „verrückt“, „Verschwörungstheoretiker“, oder ähnliches bezeichnet zu werden.
Die Meinung dieser Menschen zu ändern ist meist so gut wie ausgeschlossen, so dass man sich den Aufwand sparen kann.
Laufende Verträge
Was für den Hausrat gilt, passt auch für alle möglichen Verträge, wie Telefon, Versicherungen, etc. Natürlich kann man diese fristgerecht kündigen, wenn genügend Zeit bleibt, doch nur weil der DSL-Vertrag noch drei Monate läuft die Abreise zu verschieben wäre eine falsche Priorität. Die meisten Verträge kündigen sich „von selbst“ wenn man auf einmal die Rechnung nicht bezahlt.
Und wenn man ein gutes Gewissen haben will, kann man die eingehenden Mahnungen auch noch sicherer Entfernung bezahlen.
Sprachkenntnisse
Es kann schwierig sein in einem fremden Land in dem man die lokale Sprache nicht beherrscht und vielleicht auch mit Englisch nicht sehr viel zu erreichen ist, und wenn ausreichend Zeit ist, ist es nie verkehrt zumindest die Grundlagen einer neuen Sprache zu erlernen. Doch mangelnde Sprachkenntnisse sollten hier nicht der Grund sein die Abreise zu verschieben. Wenn es darauf ankommt leistet entweder ein Programm wie Google Translator oder ein bezahlter Dolmetscher vor Ort gute Dienste.
Das Streben nach Perfektion
Vermutlich das größte Hindernis warum ein Plan B nie fertig wird ist der Versuch, diesen „perfekt“ zu machen, also auf alle Eventualitäten immer die richtige Antwort zu haben.
Doch das Leben hat mehr Eventualitäten bereit als „wenn-dann-sonst“ Diagramme auf dem Zeichenbrett Platz haben. So ist ein Plan für eine Pandemie ganz anders anzugehen wie der für einen lokalen Finanzcrash und wieder anders als einer für einfache unkomfortable Gesetzesänderungen oder einen bei dem man „aus versehen“ auf einer internationalen Fahndungsliste landet.
Wenn man dann noch für jeden der oben genannten Punkte versucht alle möglichen Schwierigkeiten vorauszusehen, kommt man sprichwörtlich vom Hundertsten ins Tausendste und verfällt – wenn es auf einmal soweit ist den Plan umzusetzen – in Schockstarre, weil noch so viele kleine Teilfragen ungelöst sind.
Ein unvollständiger aber in sich erst einmal schlüssiger und umsetzbarer Plan B hilft hier viel mehr und um die kleinen Details kann man sich immer noch aus „sicherer Entfernung“ kümmern.
Wenn du Unterstützung bei der Erstellung oder Anpassung deines persönlichen Plan B benötigst, melde dich gerne zu einer individuellen Beratung.