Eine der vielen Angewohnheiten erfolgreicher Menschen ist die konsequente Nutzung von asymmetrischem Risiko. Wenn du diesen Begriff bisher noch nie gehört hast, beginnen wir mit einer kurzen Definition:

Asymmetrisches Risiko ist, wenn das erfolgreiche Resultat eines Investments (egal ob Geld, Zeit, etc.) ein erfolgloses Resultat massiv überwiegt.

Hierzu ein Beispiel:

Wenn du 100 Euro einsetzt und darauf wettest, ob bei einem Münzwurf Kopf oder Zahl kommt, mit der Gewinnquote 1:1 („doppelt oder nichts“) handelt es sich – wenn du die 100 Euro nicht zwingend zum Leben brauchst – um ein symmetrisches Risiko. Du kannst gleich viel gewinnen (z.B. wenn Kopf kommt) wie auch verlieren (z.B. wenn Zahl kommt).

Wenn bei der Wette sich aber entweder die Gewinnquote ändert, also du z.B. für jede 100 Euro Einsatz 200 Euro gewinnen kannst, wenn du richtig tippst, oder wenn die Münze so geschliffen ist, dass sie häufiger Kopf als Zahl zeigt und du das herausgefunden hast, wird das Risiko asymmetrisch. Du kannst also weiterhin 100 Euro verlieren, wenn die Münze Zahl zeigt, aber das doppelte gewinnen, wenn sie Kopf zeigt. Du musst also nur lange genug spielen, um so viel zu gewinnen wie du möchtest.

Natürlich wird dir auf so eine einfache Wette niemand eine 2:1 Chance anbieten oder eine fehlerhafte Münze schnell aus dem Verkehr gezogen, doch es gibt diese asymmetrischen Risiken und Chancen in vielen Lebensbereichen, nur sind sie nicht immer ganz offensichtlich. Diese treten meist zusammen mit dem „Gesetz der großen Zahl“ auf.

Die Häufigkeit mit der ein (zufälliges) Ereignis eintritt, nähert sich seiner rechnerischen Wahrscheinlichkeit immer weiter an, je häufiger ein Experiment durchgeführt wird.

Ein Teil der Kunden von Lifestyle Solutions investiert regelmäßig in Start-Ups. Dabei jedoch nicht viel oder das gesamte Kapital in ein einziges Unternehmen (das wäre der Münzwurf – es klappt oder es scheitert), sondern z.B. in zehn Unternehmen zur gleichen Zeit.

Dabei ist aus der Historie bzw. ungefährer Wahrscheinlichkeit bekannt, dass sechs dieser zehn Unternehmen recht schnell pleite gehen, drei davon gerade so überleben aber keine großen Gewinne abwerfen und das letzte Unternehmen so erfolgreich ist, dass es nicht nur die Verluste der ersten sechs wieder einspielt, sondern darüber hinaus noch eine erträgliche Rendite erbringt. Natürlich kann man vorher nicht wissen, welches dieser zehn Unternehmen das sein wird, und es kann auch durchaus sein, dass einmal acht von zehn oder gar alle zehn scheitern. Doch mit ausreichend Geduld und Wiederholung der Investitionsrunden ist die Erwartung positiv. Da also bekannt ist, dass man – langfristig – nur gewinnen kann, bedarf es nur Ruhe, Ausdauer (und genug Anfangskapital) um hier zu gewinnen. Das größte Verlustrisiko ist, dass man einen schlechten Korb erwischt hat und alle zehn Eier faul sind, doch der asymmetrische Erfolg ist, dass das eine Unternehmen viel mehr Gewinn macht, als man Verlust gemacht hätte.

Eine ähnliche asymmetrische Chance trifft man aktuell auch bei der Investition in Kryptowährungen an. Bei der (informierten) Anlage in z.B. zehn neue Coins (oder Token) werden beispielsweise sieben davon einen großen oder gar totalen Verlust erleiden, zwei etwas Gewinn erwirtschaften und einer durch die Decke gehen, also die Verluste der anderen mehr als wettmachen. Es gilt also auch hier nur auszuwählen, abzuwarten und das Investment mit neuen Coins zu wiederholen.

Doch auch außerhalb der Finanzwelt findet sich das Muster des asymmetrischen Risikos.

Nehmen wir ein Beispiel aus der Welt der Partnersuche.

Eine neue Person zu einem Date einzuladen ist eine (relativ) preiswerte Angelegenheit. Ob das jetzt 20 Euros für jeweils ein Getränk sind – nach dem man sich, wenn es nicht passt freundlich verabschiedet – oder auch 200 Euro für ein gemeinsames Dinner, beides ist eine asymmetrisch geringe Investition, wenn im Erfolgsfall hier der Partner/die Partnerin fürs Leben gefunden wird mit dem/der man viele glückliche Stunden verbringt. Wenn man dir (angenommen du bist Single) also vorschlagen würde: „Gib mir 200 Euro und ich bringe dir deinen Traumpartner oder deine Traumpartnerin„, wäre das nicht ein Angebot, bei dem du klar den Vorteil erkennen würdest, dass – wenn du gewinnst – der Zugewinn an Glück viel mehr wäre, als die 200 Euro zu behalten. Das ist übrigens auch der Grund, warum sich Premiummitgliedschaften bei Partnerbörsen und Datingapps so gut verkaufen. Für die 30 Euro im Monat (oder was immer gerade der aktuelle Tarif ist), seine Chancen auf eine glückliche Zukunft zu verbessern, erscheint vielen plausibel.

Selbst nach zehn Dates – alle mit Dinner – wären nicht auch 2.000 Euro immer noch ein asymmetrisch hoher Gewinn und mehr als angemessener Preis für jahrelange glückliche Momente?

Ein dritter Bereich in dem man stark von asymmetrischem Risiko profitiert ist der Sprung in die Selbständigkeit mit der eigenen Geschäftsidee.

Die Mehrzahl der erfolgreichen Selbständigen oder Unternehmer haben mehr als einen Anlauf gebraucht, bis eine Geschäftsidee funktioniert hat und erfolgreich wurde. So hat der Betreiber dieser Webseite auf seinem Weg zum aktuellen Geschäftsmodell in den Jahrzehnten vorher schon (mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg) versucht Webhosting zu verkaufen, eine Discothek zu eröffnen, ein Datingportal zu erstellen, Call Center zu betreiben, Unterwäsche zu designen, Reisen zu organisieren, einen Friseursalon zu eröffnen, sich an einer Metzgereikette zu beteiligen, Schulungen zu Kryptothemen zu organisieren und noch einige andere Unternehmungen, die manchmal nie über die Ideenphase hinausgingen oder viel Geld verschlungen haben, bevor man sich eingestanden hat, dass man ein totes Pferd reitet und absteigen sollte (oder es einfach auch keinen Spaß mehr gemacht hat, selbst wenn es erfolgreich war).

Doch egal ob man aus der Arbeitslosigkeit oder einem durchschnittlich bezahlten Angestelltenjob startet, der Erfolg der in Aussicht steht (mehr finanzielle Freiheit, eigener Chef sein, freie Zeiteinteilung, etc.) ist meist größer als das Verlustrisiko, denn zurück in einen vergleichbaren Angestelltenjob oder in die Hängematte des Nettotransferempfängers (Arbeitslosengeld oder vergleichbare Leistungen) geht es immer recht leicht. Der Verlust besteht also in ein paar Monaten Lebenszeit und etwas eingesetztem Kapital. Dem gegenüber stehen viel größere Vorteile.

Als letztes, oft übersehenes, Beispiel für asymmetrisches Risiko schauen wir uns die Interaktion im Internet und sozialen Medien an, insbesondere für Onlineunternehmer, aber auch als Privatperson.

Jeder Beitrag, den du leistest, sei es ein Beitrag auf dem eigenen Blog, die Antwort auf einen Kommentar bei Facebook, ein Tweet, ein YouTube Video, eine Podcastfolge, ein Onlinekurs oder ein Instagram Reel ist eine Investition mit asymmetrischem Risiko.

Du wendest etwas Zeit für diesen Beitrag auf und das schlimmste, dass dir passieren kann, ist dass deinen Beitrag keiner liest, dein Kurs nur von drei Menschen gekauft wird oder dein Video keine Likes bekommt. Doch du hast nur einmal Zeit aufgewendet, und im Erfolgsfall führt dieser eine Tweet, diese eine Podcastfolge, oder dieser eine Blogbeitrag auch noch nach Monaten oder gar Jahren zu einer Kontaktaufnahme eines Neukunden oder einer Antwort, aus der eine persönliche Freundschaft oder neue Geschäftsidee entsteht. Auch einen Kurs hast du einmal aufgenommen und kannst ihn zehn, hundert oder tausende Male verkaufen. Daher lohnt es sich, diese Interaktionen, wenn du sie schon machst, mit hoher Qualität zu machen.

Auch hier kommen wir auf das Gesetz der großen Zahl zurück. Im Internet und in den sozialen Medien werden täglich Millionen (oder gar Milliarden) Beiträge hinterlassen. Wenn du einmal einen einzigen Beitrag erstellst und danach hoffst, dass sich über Nacht hunderte Neukunden melden oder dein/e zukünftig/e Partner/in über das einzige Foto auf deinem Instragram Profil stolpert und sich in deine privaten Nachrichten verirrt kannst du auch auf den Lottogewinn hoffen.

So ist auch dieser Artikel hier ein Investment asymmetrisches Risiko. Die Zeit wird zeigen, welche Auswirkungen er hat, und ob er die investierte Zeit wert ist.

Doch wenn du z.B. jeden Tag einen Beitrag, einen Tweet, ein Bild oder gar ein Video oder einen Podacast veröffentlichst, erreichst du ab einer gewissen Zeit eine kritische Masse, bei der die Summe der Wirkung allen Contents größer wird als die Summe seiner einzelnen Teile und Menschen aufmerksam werden.

Das gleiche Phänomen, dass die Summe größer ist als die einzelnen Teile gilt auch für alle anderen Beispiele. Nach dem zehnten Date bist zu viel versierter als beim ersten (außer du bist ein „Naturtalent“ in dem Bereich), nachdem du in 50 Startups investiert hast, bekommst du eine Intuition für erfolgreiche Geschäftsideen und verlagerst die Quote von 6/3/1 vielleicht auf 5/4/1. Bei Coins entwickelst du zusätzliche Skills zur Bewertung und bei der Selbständigkeit bringst du in jedes neue Unternehmen die Erfahrungen des vorherigen Scheiterns ein. Die Amerikaner bezeichnen das als „fail forward“ (etwa „mit Fehlern zum Erfolg nach vorne stolpern“).

Asymmetrisches Risiko ist in vielen Fällen individuell und was für dich ein asymmetrisches Risiko ist, ist für jemand anderen vielleicht keines. Das kann mit Naturtalent, vorheriger Ausbildung oder auch Insiderwissen zu tun haben.

Doch auch wenn du in keinem der hier als Beispielen genannten Bereiche Talent, Ausbildung oder Wissen mitbringst, kann die Erfolgserwartung positiv sein. Schon alleine aus Sicht der Opportunitätskosten, also was du riskierst oder verlierst, wenn du dich nicht damit beschäftigst, du also die 20 Euro statt fürs Date für Coffee-to-go ausgibst oder statt in Kryptowährungen in einen ETF investierst, der zwar auch Gewinn abwirft, aber eben ein symmetrisches Investment ist (vom Insiderwissen mal abgesehen).

Eine Warnung soll diesen Artikel abschließen:

Es gibt auch negatives asymmetrisches Risiko!

Hierbei kannst du weit mehr verlieren als du eingesetzt hast. Beispiele dafür sind z.B. Leerverkäufe an der Börse, Investieren mit geliehenem Geld, ein schlecht aufgesetzter Ehevertrag oder Glücksspiel im Casino.

Bevor du ein Investment (egal ob Zeit oder Geld) in ein Unterfangen mit asymmetrischem Risiko beginnst, stelle sicher, dass deine Gewinnerwartung nach dem Gesetz der großen Zahl positiv ist.