Dieser Artikel stammt aus einer Kundenanfrage, wie viele Reisepässe bzw. Staatsbürgerschaften man den brauchen würde, um alle Länder der Welt visafrei zu bereisen.

Dass die Antwort „geht nicht“ heißt war sehr schnell klar, denn es gibt Länder, wie Nordkorea, die zum einen nur für ihre eigenen Staatsbürger ohne Visum erreichbar sind als auch keine doppelte Staatsbürgerschaft zulassen. (Nordkorea erlaubt diese nur wenn man dorthin „überläuft“ was für den durchschnittlichen Leser dieses Artikels also keine Option sein dürfte)

Bleibt die Frage:

Was ist die maximale Anzahl an visafrei erreichbaren Ländern, und wie kommt man dorthin?

Dazu legen wir vier Kriterien fest, die wir für die Bewertung von Ländern und Staatsbürgerschaften brauchen.

  • Visafrei beinhaltet Vorregistrierungen wie ESTA, eTA, ETIAS, etc. und visa on arrival, für die keinerlei weitere Bedingungen nötig sind.
  • Das Land muss mehrfache Staatsbürgerschaft nicht nur von Geburt an erlauben, damit die Lösung auch für Erwachsene möglich ist.
  • Wenn Passstempel aus Land A die Einreise in Land B blockieren, obwohl der Pass von Land A die Einreise in beide Länder erlaubt, brauchen wir entweder eine weitere Staatsbürgerschaft oder ein Land, dass mehrere Reisepässe ausstellt.
  • Wir nehmen an, dass zum Zeitpunkt des Artikels bestehende Covid19-Reisesperren nicht existieren bzw. man alle nötigen Einreisebedingungen erfüllt.

Anfangs sortieren wir einmal einige Pässe aus.

Der deutsche Reisepass ist zwar mit der stärkste was visafreies Reisen angeht, lässt sich aber nur umständlich mit einer Beibehaltungsgenehmigung mit anderen Staatsbürgerschaften verbinden.

Der amerikanische Pass und der Pass von Eritrea kommen mit einer Steuerpflicht.

Bleibt noch genug Material übrig.

Fangen wir mal an mit dem schwedischen Pass.

Dieser erlaubt zum Zeitpunkt dieses Artikels (Jan. 2021) das Reisen in 34 Länder mit Visa-on-Arrival oder Vorabregistrierung , 90 Länder ohne Visum,  in 30 Länder Reisefreiheit im Rahmen des Schengener Abkommens und nach Oman mit einem Stempel aus Dubai. Damit decken wir schon einmal 165 Länder ab.

Schweden erlaubt die doppelte Staatsbürgerschaft und die Erlangung z.B. durch Leben vor Ort oder Heirat.

Damit bleiben uns noch die folgenden Länder übrig, für die wir einen Pass brauchen, der visafreie Einreise bietet:

Kuba, Afghanistan, Algerien, Bhutan, Burundi, Cameroon, Central African Republic, Chad, China (die 144 Stunden-Visa betrachten wir als nicht ausreichend), beide Congos, Equatorial Guinea, Eritrea, Ghana, Iraq, Nordkorea, Liberia, Libyen, Mali, Mongolia, Nauru, Niger, Nigeria, Sudan, Syrien, Turkmenistan, Yemen, Angola, Azerbaijan, Cote d Ivoire, Djibouti, Guinea, Myanmar, Russland.

Reisepass Nummer zwei wäre der von Benin, der mit nur 3 Jahren Residenz vor Ort erreichbar ist und visafreies Reisen zu den folgenden Ländern ermöglicht:

Chad, Central African Republic, Republic Congo, Ghana, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Cote d Ivoire und Guinea.

Damit bleiben noch Kuba, Afghanistan, Algerien, Bhutan, Burundi, Cameroon, China, Democratic Republic of the Congo, Equatorial Guinea, Eritrea, Iraq, Nordkorea, Libyen, Mongolia, Nauru, Sudan, Syrien, Turkmenistan, Yemen, Angola, Azerbaijan, Djibouti, Myanmar und Russland übrig.

Etwas näher als Ziel führt und dann als dritter Pass noch der Pass Tunesiens, der mit fünf Jahren Residenz erreicht werden kann. Er streicht Algerien, Equatorial Guinea, Libyen und Djibouti von der Liste.

Verbleiben also Afghanistan, Angola, Azerbaijan, Bhutan, Burundi, Cameroon, China, Democratic Republic of the Congo, Eritrea, Iraq, Kuba, Myanmar, Nordkorea, Mongolia, Nauru, Russland, Sudan, Syrien, Turkmenistan, und Yemen.

Unsere vierte Staatsbürgerschaft wird Russland, dass seit 2020 mehrfache Staatsbürgerschaft erlaubt und damit sich selbst sowie Azerbaijan, Kuba, Myanmar, Mongolia und Nauru visafrei bereisen lässt. Dafür müssen wir 5 Jahre in Russland leben (3 Monate außerhalb pro Jahr sind jedoch gestattet)

Bleiben auf der Liste noch Afghanistan, Angola, Bhutan, Burundi, Cameroon, China, Democratic Republic of the Congo, Eritrea, Iraq, Nordkorea, Sudan, Syrien, Turkmenistan, und Yemen

Als fünften Pass ließe sich per Citizenship by Investment noch einer der Kapverden erwerben, der dann visafreie Einreise nach Angola ermöglicht, sowie als sechsten Pass den von Grenada zu kaufen für die Reise nach China.

Diese weiteren letzten Länder gestalten sich dann aber als schwierig.

Afghanistan, Turkmenistan, Syrien und Nordkorea benötigen immer ein Visum.

Bhutan lässt nur Bürger aus Bangladesh oder den Malediven einreisen. Da Bangladesh keine doppelte Staatsbürgerschaft anerkennt müsste man also die der Malediven annehmen, was 12 Jahre leben im Land und den Wechsel zum muslimischen Glauben benötigt.

Eine Staatsbürgerschaft von Burundi würde dieses Land und die demokratische Republik Congo abdecken, bedarf aber 10 Jahre im Land (als Mann, der eine Burundi-Frau heiratet nur 5) und die Integration in die lokale Gesellschaft.

Iraq erlaubt nur wenigen Ländern die visafreie Einreise, von denen sich nur Bahrain (oder für Frauen auch Libanon oder Oman durch Heirat) eignen. Hier liegt die Messlatte mit 20 Jahren Residenz im Land für Nichtmuslime aber sehr hoch.

Sudan hingegen erlaubt die visafreie Einreise nur für Bürger aus Ägypten, Kuwait, UAE, Qatar und Yemen, wobei alle dieser Länder außer Ägypten keine doppelte Staatsbürgerschaft anerkennen. Ägyptische Männer hingegen sind zwischen 18 und 49 Jahre von der visafreien Reise ausgeschlossen. Die Staatsbürgerschaft des Sudan selbst ließe sich mit fünf Jahren im Land erreichen.

Den Pass Syriens erreicht man ebenfalls nach 5 Jahren im Land, das gleiche gilt für Afghanistan, dass zwar offiziell keine doppelte Staatsangehörigkeit anerkennt aber auch nicht zur Abgabe anderer Pässe auffordert.

Für den Pass Turkmenistans benötigt man dann sieben Jahr im Land.

Für Yemen müsste man schließlich auf den weiter oben erwähnten ägyptischen Pass zurück greifen (10 Jahre im Land). Theoretisch ginge als Alternative auch der Pass Algeriens, jedoch ist hier die Verleihung der Staatsbürgerschaft eine Einzelfallentscheidung des Ministeriums, was die Sache nicht wirklich planbar macht.

Fassen wir also zusammen:

Pass 1: Schweden

  • für einen Großteil der Welt
  • durch Heirat oder Aufenthalt im Land (5 Jahre)

Pass 2: Benin

  • für Chad, Central African Republic, Republic Congo, Ghana, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Cote d Ivoire und Guinea
  • durch Aufenthalt im Land (3 Jahre)

Pass 3: Tunesien

  • für Algerien, Equatorial Guinea, Libyen und Djibouti
  • durch Aufenthalt im Land (5 Jahre)

Pass 4: Russland

  • für Russland, Azerbaijan, Kuba, Myanmar, Mongolia und Nauru
  • durch Aufenthalt (5 Jahre im Land)

Pass 5: Kapverden

  • für Angola
  • Durch Investment

Pass 6: Grenada

  • für China
  • Durch Investment

Pass 7: Malediven

  • für Bhutan
  • durch Aufenthalt (12 Jahre im Land)

Pass 8: Burundi

  • für Burundi und Dem. Rep Congo
  • durch Aufenthalt (10 Jahre im Land)

Pass 9: Sudan

  • für Sudan
  • durch Aufenthalt im Land (5 Jahre)

Pass 10: Bahrain

  • für Iraq
  • Durch Aufenthalt im Land (20 Jahre)

Pass 11: Syrien

  • für Syrien
  • Durch Aufenthalt im Land (5 Jahre)

Pass 12: Afghanistan

  • für Afghanistan
  • Durch Aufenthalt im Land (5 Jahre)

Pass 13: Ägypten

  • für Yemen
  • Durch Aufenthalt im Land (7 Jahre)

Wird man als Kind in Schweden geboren, und reist direkt aus, hätte man die Reisefreiheit in alle Länder außer Nordkorea bereits mit 81 Jahren erreicht.

Startet man erst als Erwachsener, ist man mit 99 Jahren soweit die komplette Reisefreiheit zu haben und kann dann getrost nach Nordkorea überlaufen.

Eine sinnvolle Kombination dürften allerdings die ersten vier bis sechs Pässe sein, mit denen man über einen Zeitraum von 18 Jahren und etwas Kleingeld fast die ganze Welt abdeckt.

Eine Heirat ins passende Land kann diese Zeit sogar noch verkürzen.

Diese Recherche erhebt natürlich keinen Anspruch darauf, die schnellste und effektivste Variante zu sein. Wenn du einen leichteren Weg zur visafreien Reise findest, schreib mir gerne.

Und wenn du Hilfe beim erreichen einer weiteren Staatsbürgerschaft benötigst, buche dazu gerne dein persönliches Beratungsgespräch.