Zum Zeitpunkt dieses Artikels bestimmt das Ergebnis der amerikanischen Präsidentschafts- und Kongresswahlen die Medien. Doch egal um welches Land es sich handelt, in dem gewählt wird, wenn sich die persönliche Lebens- oder Unternehmensstrategie daran orientiert, welcher Kandidat oder welche Partei eine Wahl gewinnt, besteht, unabhängig davon wer gewinnt, dringender Handlungsbedarf, denn die persönliche Strategie steht auf einem wackeligen Fundament.

Schauen wir uns dazu ein paar Gründe an.

Zum einen ist sich auf politische Wahlen zu verlassen ein großer Grad der Fremdbestimmung. Bestenfalls hat man im Wohnsitzland eine Stimme und darf an der Wahl teilnehmen (wenn man noch im Land der Staatsbürgerschaft wohnt), schlimmstenfalls lebt man in einem Land, in dem man erst gar nicht mitwählen darf (z.B. hat man nur eine Aufenthaltsgenehmigung). In beiden Fällen macht man sich und den Erfolg seiner Strategie komplett davon abhängig, was andere für einen entscheiden.

Ist nun die Mehrheit nicht (mehr) der gleichen Ansicht wie man selbst und schafft ein Wahlergebnis, das großen Schaden für die eigene Strategie bringt, ist man sehr schnell in Zugzwang und muss unter Druck eine Lösung finden, um z.B. die persönlichen Freiheiten zu erhalten oder den Erfolg des Unternehmens nicht zu gefährden. Solche negativen Ereignisse reichen von Steuererhöhungen über das Streichen von Subventionen bis hin zum Verbot gewisser Geschäftsmodelle oder gar der Abschaffung von Visa oder Aufenthaltsgenehmigungen.

Zum anderen setzt man im Geschäft und persönlichen Leben auf das Prinzip Hoffnung. Man hofft also darauf, dass entweder endlich durch eine neue Regierung bestehende Nachteile abgeschafft oder neue Vorteile für sich selbst geschaffen werden, oder man hofft darauf, dass der aktuell doch ganz gut funktionierende Status durch den Machterhalt der aktuellen Regierung noch eine weitere Wahlperiode anhält und man sich in dieser Zeit ja dann auf ein neues Konzept vorbereiten kann, nur um dann nach ein paar Jahren festzustellen, dass ja „schon wieder“ Wahl ist und man mit seiner neuen Strukturierung doch wieder keinen Schritt weiter ist, da einen das Tagesgeschäft eingeholt hat.

Des weiteren setzt man sich unter Zugzwang. Tritt ein unerwünschtes Wahlergebnis ein und es ist absehbar, dass sich zeitnah die Umstände zum negativen entwickeln, muss man in der Regel schnell handeln. Nur ist man mit diesem Handlungsdruck nicht allein, was dafür sorgt, dass Dienstleister wie Lifestyle Solutions und deren Marktbegleiter kurz nach der Wahl immer mit Anfragen überschwemmt werden, wie man doch noch schnell das Ruder herum reißen kann um die Welle abzuwehren. Oftmals kommt dann die Frustration, dass man warten muss, bis man an der Reihe ist, weil schon viele andere schneller mit ihrer Anfrage waren und man fühlt, dass einem die Zeit weg läuft. Dadurch setzt man sich selbst unter Druck, schnell „irgendeine“ Lösung zu schaffen bevor man gar nichts tut und investiert Geld und Zeit in ein suboptimales Modell.

Da es auch in vielen Ländern immer üblicher wird, statt über Gesetze, die eine gewisse Zeit brauchen bis sie erlassen oder wieder abgeschafft sind, sonden über Verordnungen, die sehr schnell erlassen und aufgehoben werden können, regiert wird, ist es oftmals eine der ersten Amtshandlungen einer neuen Regierung, alle möglichen Verordnungen der Vorgänger außer Kraft zu setzen, so dass sich die Zeit des Handlungsspielraums zusätzlich verkürzt.

Nicht zuletzt unterschätzt man auch die Dauer einer Legislaturperiode und die Anzahl der Veränderungen die eine Regierung durchsetzen kann, wenn sie über komfortable Mehrheiten verfügt und die damit zusammenhängende Dynamik, dass sich Länder und Gesellschaften durch diese Veränderungen unvorhersehbar entwickeln. Je länger man also benötigt, um sein persönliches Setup neu auszurichten, desto schwieriger kann dies werden, da mit jedem weiteren Tag neue Hindernisse beschlossen werden könnten.

Auch setzt man auf das unsichere Pferd des Vertrauens in die Programme der kandidierenden Politiker. Um die Gunst der Mehrheit der Bevölkerung zu gewinnen, werden oftmals Wahlversprechen der Kandidaten gemacht, die sich am Ende nicht in den Parlamenten wieder finden. Ist die Wahl erst einmal gewonnen gehen viele Parteien und Führungspersönlichkeiten (wieder) dazu über, die persönliche Vision für das Land umzusetzen, oder die Visionen der Lobbyorganisationen, die sich am meisten dafür erkenntlich zeigen, unabhängig davon, ob das im Parteiprogramm vorher so erwähnt wurde. So ist es selbst dann, wenn die Partei bzw. der Präsident gewählt wurde, von dem man erwartet hat, dass er sich für den Erfolg des persönlichen Setups einsetzt nicht als gegeben hinzunehmen, dass das auch so passieren wird sondern es muss mit (bösen) Überraschungen gerechnet werden.

Abschließend besteht noch das hohe Risiko, dass man zur erfolgreichen Minderheit im Land gehört. Gerade in Ländern, in denen die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht ist es unter Politikern populär, Maßnahmen gegen „die bösen Reichen“ anzukündigen und umzusetzen, da die Mehrheit der Stimmen in der Regel immer bei den Nettotransferempfängern oder den unteren Einkommensschichten liegt. Damit wird es von Anfang an unwahrscheinlich, dass eine Partei, die die Förderung der erfolgreichen Unternehmer und der „reicheren“ Bevölkerung als oberstes Ziel hat die absolute Mehrheit in einem Parlament erreicht. Das führt dann am Ende dazu, dass, egal wer gewinnt, man selbst immer zu den Verlieren einer Wahl zählt und sich nur die Gestaltung der Dinge unterscheidet, die einem in den nächsten Jahren in den Weg gelegt werden.

Der beste Zeitpunkt um sein persönliches und geschäftliches Lebensmodell international und unabhängig von lokalen politischen Ereignissen auszurichten ist also immer genau jetzt und nicht nach der nächsten Wahl.