Für viele ist die Nutzung von Auslands- oder Offshorestrukturen ein entweder noch komplett unbekanntes oder gerade erst frisch entdecktes spannendes Feld.

Doch wie in allen Bereichen des Lebens lauern klassische Anfängerfehler auch in diesem Umfeld und schnell hat man das falsche Unternehmen gegründet, den falschen Wohnsitz ausgewählt oder ein Formular falsch ausgefüllt und wundert sich, dass das gewünschte Ergebnis nicht eintritt oder gar Briefe oder Bußgelder von Behörden oder Klagen von Wettbewerbern eingehen.

In diesem Artikel wollen wir sowohl einige klassische Anfängerfehler beleuchten aber auch Wege der Wissensvermittlung aufzeigen, und erklären, warum es zum eigenen Vorteil ist, wenn die Mehrheit der Menschen keine Ahnung hat.

Risiko Nummer eins: Nicht wissen, was man nicht weiß

Das Feld von Auslands- und Offshorestrukturen ist sehr groß und unübersichtlich. Das lässt sich mit dem klassischen Bild des Eisbergs vergleichen. Als Neuling, der den Eisberg aus der Ferne erblickt, ist der Teil über dem Meeresspiegel all das, von dem man weiß, dass man es nicht weiß, und der Teil unter dem Meeresspiegel von dem man nicht einmal weiß, dass man es nicht weiß.

Zu schnell ist man also dazu verleitet zu glauben, dass es ausreicht, nur den Gipfel des Eisbergs zu besteigen.

Sicherlich ist das schon einmal ein gewaltiger Vorsprung gegenüber allen, die noch nicht einmal wissen, dass es überhaupt einen Eisberg gibt, jedoch sind einige Teile des Eisbergs unterhalb der Wasseroberfläche essentiell für einen langfristigen Erfolg und das vermeiden von Fehlern.

Konkretes Beispiel hierfür ist die Unkenntnis von bestehenden Außensteuergesetzen (CFC Rules). Wenn man als Neuling in der Offshorewelt gar nicht auf dem Radar hat, dass solche Regelungen existieren, gründet man schnell eine günstige (Briefkasten-)Offshoregesellschaft unter der Annahme, dass man jetzt dem heimischen Finanzamt ein Schnippchen geschlagen hat und ab sofort keine Steuern mehr zahlt. Schlimmstenfalls kommt hier nach einiger Zeit das Böse erwachen in Form einer Ermittlung wegen Steuerhinterziehung.

Risiko Nummer zwei: Informationen aus dem Internet

Das Internet ist erst einmal ein guter Ort, um allgemeine Informationen nachzuschlagen, z.B. den Unternehmenssteuersatz von Kasachstan oder die EU Datenschutzgrundverordnung. Die großen Nachteile des Internets sind aber, dass man oftmals nicht mehr aktuelle oder auch widersprüchliche Informationen findet und, dass nicht jede Information neutral und sachlich ist, sondern aus dem Gesamtumfang immer nur die Teile bearbeitet werden, die der jeweilige Autor für relevant hält. So wird eine Webseite, die Unternehmensgründungen in Land X verkauft sich meist auf die Vorteile einer dortigen Gründung beschränken ohne zu beleuchten, welche Nachteile es gibt oder wer diese Vorteile vielleicht (z.B. aufgrund seines Wohnsitzes, seiner Staatsbürgerschaft, seines Geschäftsmodells, etc.) gar nicht nutzen kann.

Risiko Nummer drei: Man bezahlt zu viel

Ohne Wissen und Hintergründe, was z.B. eine Unternehmensgründung in einem Land an effektiven Kosten/Gebühren erzeugt oder wie viel die Teilnahme an einem Golden-Visa-Program kostet, ist die Chance groß, dass man überteuerte Dienstleistungen von (vermeintlichen) Experten einkauft die sich darauf spezialisiert haben, Neuankömmlingen in der Offshorewelt erst einmal die noch vollen Taschen zu entleeren. So unterscheiden sich manche Angebote um den Faktor 10 oder gar 100 für genau die gleiche Leistung. Aus Unsicherheit könnte man auf die Idee kommen, dass man, da es ja mehr kostet, man ein Qualitätsprodukt kauft, doch nicht immer ist teurer auch besser.

Risiko Nummer vier: Man bezahlt zu wenig

Sobald man glaubt erkannt zu haben, dass viele Angebote maßlos übertrieben sind, verschlägt es einen oft auf den Pfad des Schnäppchenjägers und man versucht ein gewisses Setup so preiswert wie möglich zu bekommen z.B. in dem man möglichst viel im Prozess selbst macht und nicht an Experten abgibt. Das führt dann im ersten Moment dazu, zu glauben man hätte ein gutes Geschäft gemacht, doch schnell zeigen sich die eigenen Wissenslücken und man erkennt welche Fehler man gemacht hat. Um diese wieder zu korrigieren wendet man sich dan wiederum an Experten, die am Ende viel mehr verlangen um alles zu korrigieren, als wenn man direkt ein komplettes Paket bei einem Experten zu einem vernünftigen Preis abgeschlossen hätte. Ohne solides Fachwissen sollte man von $99 LLC-Gründungen, 199€ – Limited Setups oder 499€ Offshorefirmen die Finger lassen.

Risiko Nummer fünf: Den Staat unterschätzen

Lernt man am Anfang viel neues Wissen über den Auslands- bzw. Offshorebereich, kann es schnell vorkommen zu glauben man hätte jetzt „Geheimwissen“ und wäre damit staatlichen Stellen überlegen, könnte sich schnell ein Offshore-Setup zusammenklicken und würde sowieso nicht erwischt werden. Kombiniert mit dem Unwissen des ersten Risikos, wie der Staat arbeitet, übersieht man schnell Dinge wie Meldepflichten (deren „vergessen“ eine Straftat sein kann“), Gesetze (die das eigene Setup illegal machen) oder Dinge wie den automatischen Datenaustausch CRS, der dafür sorgt, dass das heimische Finanzamt doch recht schnell über die eigenen Aktivitäten informiert ist und nur darauf wartet, bis man – sich in Sicherheit wiegend – eine falsche Erklärung abgibt. Sicherlich gibt es einige weniger entwickelte Länder, in denen Steuern zahlen faktisch noch eine mehr oder weniger freiwillige Angelegenheit ist, doch in der westlichen Welt nach dem Motto „wird schon gut gehen, mich erwischt ja keiner“ zu arbeiten, ist grob fahrlässig.

Risiko Nummer sechs: Mit den falschen Menschen über die Offshorepläne sprechen

Es ist natürlich ratsam, bevor man sich um ein Auslands- oder Offshoresetup kümmert sich mit Fachleuten auszutauschen um zu schauen, ob der eigene Plan so funktioniert oder was man optimieren kann. Spricht man aber z.B. mit seinem persönlichen Steuerberater oder Rechtsanwalt im Heimatland über exotische Konstruktionen, kann dieser verpflichtet sein (z.B. durch DAC6) genau diesen Masterplan dem heimischen Finanzamt zu melden. Damit ist ein eigener Informationsvorsprung schnell dahin und man bekommt ggf. noch vor der eigentlichen Umsetzung des Vorhabens Anfragen von den Behörden, zu dem, was man plant.

Das soll natürlich nicht bedeuten, dass lokale Anwälte und Steuerberater keine kompetenten Ansprechpartner sind. Man sollte aber im Hinterkopf haben, dass eine solche Unterhaltung eventuell nicht so vertraulich ist, wie man sich das gedacht hat.

Risiko Nummer sieben: Copy und Paste

Dieses Risiko hängt stark mit dem bereits besprochenen Thema „Informationen aus dem Internet“ und dem Ansatz des Schnäppchenjägers zusammen. Schnell kopiert man sich irgendwelche AGB, Gesellschaftsverträge, Datenschutzerklärungen oder Disclaimer aus dem Internet von jemandem, von dem man glaubt er/sie habe das gleiche Setup und man könnte sich da davon inspirieren lassen. Schnell führt das dazu, dass die AGB gar nicht mit dem Land des Firmensitzes kompatibel sind, die Datenschutzerklärung gar nicht zur Webseite oder den eigenen Prozessen passt oder Gesellschaftsverträge Klauseln enthalten, die sich später zum eigenen Nachteil herausstellen. Besonders gefährlich ist dies noch, wenn Dokumente in einer Fremdsprache verwendet werden, die man selbst nicht fließend beherrscht, und so gar nicht versteht, worum es eigentlich genau geht. Solche Fehler können schnell teuer werden, wenn z.B. ein Wettbewerber klagt oder ein Mitgesellschafter auf einmal die Kontrolle über das eigene Unternehmen übernimmt.

Risiko Nummer acht: Viel hilft viel – und man verliert den Überblick

Je mehr man über die Möglichkeiten der Offshorewelt lernt, desto mehr kommt man in Versuchung, möglichst viele Strukturen miteinander zu kombinieren und zu verschachteln. Zum einen weil es einem das Gefühl gibt internationaler aufgestellt zu sein, zum anderen weil man vermuten mag (siehe Risiko den Staat zu unterschätzen) dass ab einem gewissen Level an Komplexität auch kein Finanzbeamter mehr den Überblick über das eigene Konstrukt hat und aufgibt. Während der Staat über nahezu unbegrenzte Ressourcen verfügt, so ein Konstrukt auseinander zu nehmen, hat man selbst oft schneller als gedacht den Überblick verloren und übersieht Punkte, die nicht miteinander kompatibel sind, oder negative Effekte, in dem ein Teil des Konstrukts den Vorteil eines anderen Teils wieder aufhebt. Weniger ist also in den meisten Fällen mehr und nur selten bringt eine zusätzliche Schicht extreme Vorteile.

Risiko Nummer neun: Arbeiten wie ein Großkonzern

Wie große multinationale Konzerne ihre Steuern und Abgaben optimieren ist oft eine Motivation, sich mit dem Thema Offshore zu beschäftigen. Doch nur weil ein gewisses Modell für einen großen Konzern gut funktioniert, ist es nicht auch für den Einsteiger geeignet. Während sich ein großer Konzern leisten kann, in mehreren Ländern Büros zu mieten und Mitarbeiter zu bezahlen, die keiner wirklichen Aufgabe nachgehen um Substanzanforderungen zu erfüllen, ist das für einen Einzelunternehmer oder ein kleines bis mittelständisches Unternehmen finanziell nicht tragbar, bzw. erzeugt am Ende mehr Kosten, als wenn man einfach im Heimatland den Höchststeuersatz zahlen würde. So hört man z.B. in den Mainstreammedien hin und wieder Fachbegriffe wie „Double Dutch with Irish Sandwich“ oder „IP Box“ und beginnt direkt mit der Umsetzung eines solchen Modells (die beide übrigens nicht mehr so funktionieren wie früher) ohne an die Wirtschaftlichkeit zu denken.

Risiko Nummer zehn: Das eigene (geplante) Setup im Internet öffentlich diskutieren

Im Internet gilt die Devise „Feind liest mit“ bzw. die Grundannahme, dass alles was man dort veröffentlicht für immer auffindbar ist und auch jedem Wettbewerber, Staat, Behörde, Freund, etc. bekannt ist. Das kann schnell zum ungewünschten Nebeneffekt führen, dass im Fall einer Scheidung vom Lebenspartner, dieser über die Postings auf Social Media von einem Konto im Ausland erfährt, oder ein motivierter Finanzbeamter anhand von Fotos auf Instagram die Aufenthaltsorte der letzten Jahre kombinieren und eine Steuerpflicht ableiten kann.

Kommen wir nach diesen Risiken zu wegen der Wissensvermittlung, also wie man sich am besten informiert, bevor man ein Auslands- oder Offshoresetup umsetzt.

  • Gesetzestexte: Sicherlich eine der trockensten Methoden aber mit die zuverlässigste, wenn man sicher gestellt hat, die aktuelle Version des Textes vorliegen zu haben.
  • Veröffentlichungen von Anwälten, Steuerberatern und großen Unternehmensberatungen. Hier kann man (normalerweise) von ausreichender Fachkenntnis und der sachlichen Richtigkeit der Informationen ausgehen, denn für diese Berufsgruppen bzw. Unternehmen, die solche Veröffentlichungen herausgeben, ist das Thema Teil des normalen Tagesgeschäfts.
  • Fachwebseiten zum Thema sind eine weitere Möglichkeit der Information. Da man hier aber die fachliche Qualifikation nicht immer einschätzen kann, sollte man versuchen die dort gelernten Informationen auf anderen Fachwebseiten wieder zu finden oder aus den Gesetzestexten herzuleiten. Es ist nämlich nicht ausgeschlossen, dass der Autor der Webseite eine Information einfach von einer anderen Webseite kopiert oder ein Gesetz schlicht falsch verstanden hat.
  • Beratungsgespräche mit Menschen, die eine ausreichende fachliche Qualifikation haben. Dieser Schritt schließt sich oft an die Recherche aus den bisher genannten Quellen an, da man so eine gute Einschätzung bekommt, ob man – bis hierher – alles richtig verstanden hat und ob der gewählte Ansatz auch zielführend ist. Sicherlich kann man auch komplett ohne vorherige Recherche diesen Weg nutzen, sollte dann aber ein ausreichend hohes Budget haben.

Mit Vorsicht hingegen sollte man Informationen von reinen Gründungsdienstleistern die sich nur auf ein bestimmtes Produkt spezialisiert haben, Werbung in den sozialen Medien und Beiträge aus Foren oder Gruppen sowie „Tipps am Stammtisch“ in der Form „ich habe mal gehört, man kann XYX machen…“ behandeln. Sicherlich kann auch dort eine wertvolle Information dabei sein, doch sollte man den Wahrheitsgehalt und die Aktualität immer versuchen selbst zu verifizieren.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold gilt auch in der Offshorewelt weiterhin. Nicht nur, dass man damit verhindert, dass anderen, die es nichts angeht, Informationen über das eigene Setup erhalten, sondern auch deshalb, damit Modelle nicht so viel Aufmerksamkeit genießen, dass sich Staaten, Wettbewerber oder investigative Journalisten mit einem solchen Thema befassen. Solange gewisse Lösungen nur von einer kleinen Gruppe von Menschen genutzt werden, bleiben diese Wege offen und verfügbar, sobald aber eine breite Masse auf etwas aufmerksam (gemacht) wird, kommen Regierungen oftmals unter Druck, Gesetze zu erlassen die Modelle unmöglich machen. Beispiele der Vergangenheit waren z.B. Cum Ex / Cum Cum Geschäfte (mit ggf. schon vorher fragwürdiger Legalität), Nutzung von Briefkastenfirmen (z.B. aufgeeckt durch die Panama Papers) , Anonyme Bankkonten im Ausland (inzwischen sehr erschwert durch CRS), usw.  Man sollte also eher das eigene Setup und dessen Vorteile im stillen genießen, als groß öffentlich darzustellen, wie international man doch aufgestellt ist, wie wenig Steuern man zahlt, etc.

Diese Stille hilft einem selbst und allen anderen, die mit einem solchen Modell unterwegs sind, die Geschwindigkeit zu verlangsamen, in der sich Möglichkeiten schließen.

Rund um das Thema Ausland und Offshore gibt es auch das Lifestyle Solutions Beratungsgespräch, dass dabei hilft die hier genannten Anfängerfehler zu vermeiden und gesammeltes Wissen einzuordnen. Hier geht es zur Buchung eines Beratungstermins.