Gerade in Zeiten, in denen es nicht auszuschließen ist, dass sich viele Staaten am den USA ein Beispiel nehmen und ihre Staatsbürger nicht mehr auf Basis der Residenz, sondern schlichtweg auf der Basis ihrer Staatsbürgerschaft besteuern könnten, wird eine weitere Staatsbürgerschaft immer interessanter um einen „Plan B“ zu haben.

Während es einige Staaten gibt, die ihren Reisepass gegen eine entsprechende Gebühr, Spende oder ein Investment im Land vergeben, hat eine solche Staatsbürgerschaft in der Regel u.a. für Deutsche und Österreicher die Folge, dass bei Annahme einer solchen Staatsbürgerschaft die bisherige erlischt. Zwar gibt es hierfür die Möglichkeit eine Beibehaltungsgenehmigung zu beantragen, doch wird diese in diesen „Citizenship by Investment“ Ländern in den meisten Fällen abgelehnt.

Das führt dann dazu, dass man eventuell für die Reise ins ehemalige Heimatland z.B. ein Visum benötigt, z.B. wenn man sich einen Pass der Komoren kauft.

Einige der Karibikländer erlauben zwar auch mit ihrem Reisepass eine visafreie Einreise in die EU, aber in der Folge benötigt man dann doch ein Visum, z.B. für die USA, Kanada und einige anderen westlichen Länder.

Hier tritt der chilenische Pass auf die Bühne.

Staatsbürger Chiles haben unter anderem visafreie Einreise in die EU/EEA Länder, die Möglichkeit ESTA/eTA für die USA/Kanada/Neuseeland zu nutzen, visafreie Einreise nach Russland und angrenzende Länder sowie Reisefreiheit mit einem örtlichen Personalausweis durch alle südamerikanischen Länder außer Venezuela (ein System vergleichbar mit dem Schengenraum).

CC BY-SA 3.0 Wikimedia Commons Grün: Visafrei, Hellgrün: Visa on Arrival, Blau: Reisefreiheit, Grau: Visum nötig

Das relevanteste Land, dass man als Europäer gewohnt ist visafrei besuchen zu können ist hier wohl Australien.

In Chile gibt es derzeit keine nennenswerten Bestrebungen, eine Besteuerung der Staatsbürgerschaft einzuführen und, wenn man seinen chilenischen Pass über die regulären Kanäle, wie Investment oder Heirat, erwirbt, sind auch die Chancen auf eine Beibehaltungsgenehmigung des EU Passes gut, wenn man sich so lange es geht noch absichern möchte.

Der Weg zum chilenischen Pass ist nicht schwierig, aber durchaus etwas langwierig.

So ist es recht einfach mit der Investition in ein eigenes lokales Unternehmen von ca. 100.000 USD (weniger im ländlichen Raum) eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, die erst einmal für ein Jahr gilt. In diesem ersten Jahr, muss man sich über 180 Tage im Land aufhalten (jedoch nicht zusammenhängend).

Nach diesem Jahr kann man einer Daueraufenthaltsgenehmigung beantragen. Sobald diese erteilt ist, darf man Chile auch dauerhaft verlassen. Einzig und allein ein Tag Aufenthalt pro Jahr in Chile ist verpflichtend, um die Aufenthaltsgenehmigung nicht wieder zu verlieren. Für die Beantragung der Staatsbürgerschaft nach fünf Jahren empfiehlt es sich aber durchaus öfter vor Ort zu bleiben und Bindungen zum Land aufzeigen zu können.

Nach fünf Jahren beantragt man nun die chilenische Staatsbürgerschaft, was wiederum ein bis zwei Jahre dauern kann, bis man den Pass in den Händen hält. Da Chile mehrfache Staatsbürgerschaften erlaubt, kann man sowohl (aus chilenischer Sicht) seine andere(n) Staatsbürgerschaft(en) behalten, als auch nachdem man die Staatsbürgerschaft angenommen hat, weitere Staatsbürgerschaften erwerben.

Chile besteuert seine Residenten auf ihr weltweites Einkommen, jedoch können Bewohner ohne Staatsbürgerschaft von Sonderprogrammen profitieren, die z.B. in den ersten drei Jahren nur inländisches Einkommen besteuern oder mache ausländischen Einkünfte steuerfrei stellen lassen. Dies macht die fünf Jahre Wartezeit auf den Pass auch steuerlich erträglich.

Ob man nach Erhalt der Staatsbürgerschaft in Chile verweilt oder in einen der benachbarten MERCOSUR Staaten mit territorialem Steuersystem weiter zieht, steht einem natürlich offen.

Entscheidet man sich dann zur Aufgabe seiner EU Staatsbürgerschaft, kann man immer noch eine weitere Staatsbürgerschaft aus dem Regal der Karibikstaaten hinzukaufen. Hiermit hat Chile kein Problem. Interessant wäre hier z.B. die Kombination mit einem Pass von Grenada, mit dem man u.a. noch China auf die Liste der visafreien Länder (30 Tage) hinzufügen kann.

Wenn für dich eine Residency oder Staatsbürgerschaft von Chile oder auch einem anderen Land interessant ist, melde dich gerne zu einer persönlichen Beratung.