Wenn du zu den Menschen gehörst, die gerne konsumieren oder sich gerne für etwas belohnen, hast du vielleicht schon mal etwas vom shiny object syndrome (SOS)  gehört.

Das SOS besagt letztlich, dass man immer dem neuesten Trend hinterher läuft und immer das neueste, glänzendste Objekt haben muss.

Sei es, dass du immer direkt nach dem Start das neueste iPhone oder MacBook kaufst, wenn ein neues Urlaubsziel beworben wirst, du dir direkt ein Ticket kaufst, oder sobald sich die nächste Gelegenheit bietet dein Business oder deinen Lebenspartner wechselst. Schließlich hast du ja hart gearbeitet und hast dir das verdient, und neuer, schneller, weiter, ist ja auch besser, oder?

Während nichts dagegen spricht, von Zeit zu Zeit sein persönliches Setup in Frage zu stellen, sei es das technologische, unternehmerische oder persönliche, und es an die aktuellen Gegebenheiten anzupassen, ist nicht immer ein Schnellschuss das, was du brauchst.

Die Frage sollte viel eher sein: Brauche ich das wirklich weil es meine Situation verbessert oder mache ich das nur, um andere (oder auch mich selbst) zu beeindrucken?

Während man in der Kategorie „Mein MacBook, meine Business Class, mein Handgepäck“ außer unnötiger Geldverschwendung mit dem SOS noch nicht so viel Schaden angerichtet werden kann, sieht es im Bereich „Meine Offshore Firma, mein neues Crypto Investment, meine neue Staatsbürgerschaft“ schon anders aus.

Wenn du dich schon länger mit diesen Themen beschäftigst oder Diskussionen darüber verfolgst, wirst du mitbekommen, dass alle paar Jahre, wenn nicht sogar Monate, eine neue „Sau durchs Dorf getrieben wird“ oder dir Land X, Investment Y oder Firma Z als der letzte Schrei angeboten wird.

Es sei so einfach das zu machen, die Kosten überschaubar, die Ersparnis bzw. Rendite groß, das Risiko gering und alles legal oder egal.

Vor über 10 Jahren galt es zum Beispiel noch als salonfähig, seine steuern sparende Firma auf den britischen Jungferninseln zu gründen und sich für eine sechsstellige Summe einen Zweitpass zu kaufen. Sein Geld legte man am Aktienmarkt oder in Immobilien an.

Irgendwann kamen dann Hong Kong als Firmenstandort in Mode, die Zweitpässe holte man sich auf dem Heiratsmarkt und das Geld floss eher in Startups und ETFs.

Und inzwischen werfen viele – oftmals mit solidem Halbwissen gesegnet – Unternehmensstandort wie Estland, Zypern oder die USA ins Rennen, Geld sollte man am besten in einen todsicheren Altcoin investieren und das Citizenship by Investment Programm von Land X ist sowieso gerade das beste was es gibt.

Die Prognose ist, dass in ein paar Monaten oder Jahren dir die Leute wieder etwas ganz anderes erzählen, entweder weil ein guter Freund oder Geschäftspartner das gerade so gemacht hat und es super funktioniert, oder weil es gerade durch die (sozialen) Medien ging, oder die big four mal einen Report dazu erstellt haben.

Die erste Gefahr ist, dass du jetzt direkt, wo du wieder etwas neues hörst, dein eventuell schon bestehendes Setup in Frage stellst oder gar für ungeeignet hältst, nur weil irgendwo mit einem bestimmten Trick noch 0,25% weniger Steuern oder laufende Kosten versprochen werden oder die Rendite 0,5% höher ist als dein Durchschnitt. Hier ist dann aber meist nicht der finanzielle und zeitliche Aufwand eingerechnet, den du brauchst um alles auf das neue Setup umzustellen. Und natürlich verdienen entsprechende Dienstleister mehr, wenn sie dir alle paar Jahre etwas neues verkaufen, als immer nur das bestehende zu warten. Deshalb gibt es ja auch jedes Jahr neue iPhones, die meist nur geringfügige Verbesserungen der Features beinhalten, die die Mehrheit sowieso nicht nutzt. Aber da man sich ja im Freundes- und Kollegenkreis nicht mit der Vorgängerversion sehen lassen kann, zeltet man vor dem Shop des Anbieters.

Die zweite ist, dass du, wenn du noch gar ein Setup hast, durch die Vielzahl der Möglichkeiten verwirrt wirst und einfache Antworten auf komplizierte Fragen suchst. Wenn dir jemand, egal in welchem Zusammenhang, eine konkrete Anlageform, einen bestimmten Unternehmensstandort oder eine besondere Staatsbürgerschaft empfiehlt, ohne deine Situation im Detail zu kennen, lauf so schnell du kannst, denn hier hat jemand entweder die Ansicht, das ein Werkzeug für alle Zwecke passt oder will dir etwas verkaufen, das zu seinem Vorteil ist.

Am Ende bekommst du hier so viele Ratschläge und Optionen, dass du gar nicht zum Starten kommst.

Was ist also die Alternative zum SOS. So uncharmant es klingt, nutze das, was für dich passt. Wenn du noch kein Setup hast, vergleiche die Vorteile und Nachteile diverser Varianten und entscheide dich für die beste, und wenn du bereits ein Setup hast, bleibe dabei, solange es funktioniert. Nicht umsonst hat das US Militär bis vor kurzer Zeit noch mit Disketten für den Betrieb ihres Nuklearprogramms gearbeitet. Es hat sich über Jahrzehnte bewährt und das Risiko auf USB Sticks oder SD Karten umzustellen war einfach zu groß und hätte die Einsatzbereitschaft gefährdet.

Wenn du dich vom SOS heilen willst oder prüfen willst, ob ein Wechsel zu einer anderen Lösung wirklich lohnt, melde dich gerne zu einer individuellen Beratung an. 

Beim nächsten Stammtisch ortsunabhängiger Unternehmer kannst du dann wieder entspannt „mein MacBook, meine Business Class, meine Offshore Firma spielen“.